Bob Woodward bei „Maischberger“ „Das ist Trumps Art, allen anderen den Mittelfinger zu zeigen“

Köln/Washington · Bei „Maischberger“ ist der Journalist zu Gast, dessen Recherchen vor 50 Jahren zum Rücktritt eines US-Präsidenten beitrugen. Nun soll er Donald Trumps Erfolg erklären – und die Folgen mit Blick auf Putin.

US-Journalist Bob Woodward in der Sendung „Maischberger“ am 20.11.2024.

Foto: WDR

Drei Bücher hat Bob Woodward über Donald Trump geschrieben, 19 Mal hat er ihn interviewt. Deshalb sitzt der US-Journalist am Mittwochabend selbst als Interviewgast „Maischberger“. Dort fragt Moderatorin Sandra Maischberger den aus Washington zugeschalteten Woodward danach, wie es sein könne, dass Donald Trump trotz aller Recherchen und Veröffentlichungen über seine Machenschaften nicht zu Fall kam, sondern wieder ins Weiße Haus einziehen wird. „Wir haben eine Demokratie in den USA“, sagt Woodward. „Er hat die meisten Stimmen gekriegt, und deshalb wird er ab Januar für vier Jahre Präsident sein.“

Vor mehr als 50 Jahren wurde der US-Journalist Bob Woodward in Deutschland durch seine Enthüllungen im Watergate-Skandal bekannt. Damals berichtete er zusammen mit seinem Kollegen Carl Bernstein über Amtsmissbrauch und einen Abhörskandal im Zusammenhang mit der Wiederwahl des republikanischen US-Präsidenten Richard Nixon. Dieser trat in Folge der Enthüllungen zurück und kam damit einem Amtsenthebungsverfahren zuvor.

Nicht ganz so weit zurück in die US-Geschichte führt Woodward nun, um Maischberger dabei zu helfen, Trumps neuerlichen Erfolg zu verstehen. Vor acht Jahren habe er mit Trump über Macht gesprochen. Jener habe gesagt: „Echte Macht ist … ich benutze das Wort gar nicht gern, aber echte Macht ist Furcht.“ Das Prinzip übersetzt Woodward so: „Mit anderen Worten: Wenn du dafür sorgst, dass die Leute Angst vor dir haben, dann hast du Macht. Und das hat Trump sein ganzes Leben lang praktiziert.“

Der 81-jährige Journalist verweist darauf, dass Trump gerade Kabinettsposten mit ihm ergebenen Menschen zu besetzen versucht, die für diese Ämter gar nicht qualifiziert sind. Dafür findet Woodward immer wieder neue Vergleiche. Dies sei so, als würde jemand zum Reporter ernannt, der gar nicht wisse, wie man Fragen stelle. Und mit rot leuchtender Öllampe im Auto würde man wohl kaum einen Lebensmittelladen ansteuern.

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Das ist Trumps Schattenkabinett

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Neben Bildern, die Woodwards Erstaunen transportieren, hat der Journalist eine nüchterne Analyse dieses Schattenkabinetts der loyalen Ahnungslosen in petto. „Das ist Trumps Art, allen anderen den Mittelfinger zu zeigen: Ich tue was ich will.“ Trump plane, eine „imperiale Präsidentschaft“ herzustellen, in der alles geschehe, was der Präsident wolle. „Das ist keine abstrakte Drohung“, warnt Woodward. „Nein, er ist der gewählte Präsident mit all der Macht, die er im Januar übernehmen wird.“

Zwar hätten die USA ein System der „checks and balances“, in der Institutionen sich gegenseitig kontrollieren und in ihrer Macht beschneiden. Aber nun sei ein designierter Präsident entschlossen, die Spitzenposten dieser Institutionen mit Leuten zu besetzen, die überhaupt keine Ahnung haben. Dies könne zu einer Katastrophe für das Land werden. Die Folgen würden das Leben aller Menschen in den USA beeinträchtigen, so Woodward. „Trump läuft weg von der Verantwortung, und zwar auf sehr außergewöhnliche Weise.“

Mit Blick auf die künftige US-Außenpolitik nennt Maischberger eine Passage aus Woodwards neuestem Buch. Demzufolge habe Trump nach dem Ende seiner ersten Amtszeit bis zu sieben Mal mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefoniert. Woodward vergleicht Putin mit Hitler. „Er hat die Ukraine auf barbarische Weise angegriffen und sagt, die Ukraine existiert überhaupt nicht.“ Es sei bekannt, dass Trump Putin zutiefst bewundere, entsprechend habe jener sich sowohl öffentlich als auch privat geäußert. Nach Einschätzung von hochrangigen Mitgliedern der US-Regierung unter Präsident Joe Biden werde Trump nach Amtsantritt Putin „einfach freie Bahn geben“, so Woodward.

Der US-Journalist hält dabei auch einen Atomschlag von russischer Seite für möglich. Bislang hätten viele offizielle Kontakte sowie Spitzenbeamte und Geheimdienstler es gemeinsam geschafft, die Russen davon zu überzeugen, von einem Atomwaffeneinsatz abzusehen. „Diese Einflussmöglichkeit könnte unter einer Trump-Präsidentschaft verloren gehen.“