Rücktritt beim Tabellenletzten: Bo Svenssons Ende nach dem ...

Bo Svensson

Einen Tag nach dem Aus im DFB-Pokal ist Bo Svensson als Trainer des FSV Mainz 05 zurückgetreten. Am Donnerstagabend stellte der Däne seinen Posten nach einem Gespräch mit Sportvorstand Christian Heidel und Sportdirektor Martin Schmidt zur Verfügung. Bis auf Weiteres übernimmt U-23-Trainer Jan Siewert; er wird die Mannschaft am Samstag ins Bundesligaspiel gegen RB Leipzig (15.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-Bundesliga und bei Sky) führen.

Damit ist die Botschaft Makulatur, die Heidel erst am Montag bei der Mitgliederversammlung verkündet hatte: Journalisten trauten sich schon gar nicht mehr, ihm die Trainerfrage zu stellen, weil sie genau wüssten, dass die sich nicht stelle. Zwei Tage später war von diesem Bekenntnis allenfalls noch die Hälfte übrig. Ob Svensson auch gegen RB Leipzig noch auf der Bank sitzen werde, könne er nicht mit Ja oder Nein beantworten, sagte Sportdirektor Schmidt nach dem 0:3 bei Hertha BSC. Das hänge vom Ergebnis der Analyse ab. Dass diese pro Svensson ausfallen würde, erschien ausgeschlossen.

Zum einen sind da die Fakten: Bundesligaletzter mit drei Punkten. In der zweiten Pokalrunde bei einem Zweitligaverein gescheitert. Seit April kein Meisterschaftsspiel mehr gewonnen. Zum anderen die energiearmen Eindrücke, die das Team, der Trainer und die Sportliche Leitung vermitteln. Von dem von Svensson propagierten Fußball, der nach seiner Amtsübernahme im Januar 2021 den Erfolg zurückbrachte und den Abstieg verhinderte, ist nichts mehr geblieben.

Dafür mag es viele Gründe geben, unter anderem die zahlreichen, teils langwierigen verletzungsbedingten Ausfälle, die den Kader an seine Grenzen brachten. Zwei Jahre lang waren die 05er sehr gut damit gefahren, mit einer überschaubaren Zahl von Profis zu arbeiten. Bewusst, wie sie stets versicherten, weil sie den Konkurrenzkampf hochhalten wollten, alle Spieler sich gebraucht fühlen und nicht allwöchentlich ein halbes Dutzend Akteure schlecht gelaunt auf der Tribüne sitzen sollten.

Anscheinend war es anders: „Wir können uns keinen größeren Kader leisten“, sagte Heidel am Montag und räumte mit dem „Wir sind nicht gezwungen, Spieler zu verkaufen“-Mantra auf: Anton Stach im Sommer abzugeben sei unter wirtschaftlichen Aspekten unabdingbar gewesen. Daran trägt Svensson keine Schuld. Allerdings gelang es dem Trainer nicht mehr, seiner komplett verunsicherten Mannschaft die Impulse zu geben, die sie benötigt, um die alte Stabilität und den Glauben an sich selbst zurückzugewinnen, um im Nichtabstiegskampf zu bestehen. Das 2:2 in Bochum war ein Tiefpunkt, das 0:3 in Berlin ein Offenbarungseid. 

„Ich bin seit 16 Jahren ein Mainzer“

„Der Abschied fällt mir sehr schwer, aber ich habe das Gefühl, dass jetzt der Zeitpunkt hierfür gekommen ist“, zitierte der Verein den scheidenden Trainer in einer Mitteilung. „Ich bin seit 16 Jahren ein Mainzer. Leider ist aufgrund der sportlichen Entwicklung der Zeitpunkt gekommen zu erkennen, dass kein Einzelner über dem Verein steht und nun alle Kräfte gebündelt werden müssen, um die sportliche Situation zu meistern.“

Mainz 05 verdankt Svensson sehr viel, „vor allem, dass wir überhaupt noch in der Bundesliga spielen“, sagte Heidel, der es bedauerte, dass jetzt ein Punkt erreicht sei, „an dem es vielleicht besser ist, einen neuen Weg einzuschlagen. Dieses Gefühl hat Bo selbst entwickelt und uns mitgeteilt. Ich ziehe meinen Hut vor seiner Offenheit und seiner Verbundenheit zu Mainz 05.“

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