BMW-Rückrufaktion wegen fehlerhaften Continental-Bremsen

6 Tage vor
Unfaire Taktik? BMW-Rückrufaktion wegen fehlerhaften Continental-Bremsen

11.09.2024 Quelle: dpa 2 min Lesedauer

BMW - Figure 1
Foto MM Maschinenmarkt

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Gekappte Jahresziele von BMW und Rückstellungen beim Zulieferer Continental wegen Bremsenproblemen haben am gestern die Aktien der beiden Player schwer unter Druck gebracht.

Gestern hat es die Autowelt erschüttert. Denn BMW ruft 1,5 Millionen Fahrzeuge wegen fehlerhafter Continental-Bremsen zurück – allein 150.000 deutsche Kunden sind betroffen. BMW kappte daraufhin seine Prognosen. Es gibt aber Experten, die die Lage etwas anders deuten ...

(Bild: BMW)

BMW wird demnach rund 1,5 Millionen Fahrzeuge (etwa ein Zehntel davon aus Deutschland) zurückholen. Es seien zwar nur maximal fünf Prozent der Bremssysteme fehlerhaft, doch überprüft werden müssten alle. Das Problem äußert sich demnach so, dass man zwar bremsen kann, doch ABS und dynamische Stabilitätskontrolle bleiben funktionslos. Der gesamte Autosektor wurde in Mitleidenschaft gezogen, denn die Furcht vor schwachen China-Geschäften der Branche wuchs. JPMorgan reagierte prompt und senkte für die BMW-Aktie das Kursziel von 115 auf nun 95 Euro. Die Einstufung Overweight wurde aber bestätigt. Die Porsche AG, VW auch noch, Daimler Truck, Porsche SE und Mercedes Benz gerieten ebenfalls unter Abgabedruck und gaben zwischen 2,0 und 4,6 Prozent nach. Im SDax wurden die Autozulieferer Vitesco und Schaeffler vom Abwärtssog erfasst und sanken um jeweils etwas über 3 Prozent.

Das BMW-Hauptproblem seien Conti-Bremsen

Im Tagesverlauf hatte der Münchener Autobauer BMW Abstriche an seinen Profitabilitätsaussichten im Autogeschäft 2024 mitgeteilt und rechnet zusätzlich mit einem deutlich geringeren freien Barmittelzufluss als bisher. Auslöser sind vor allem die Continental-Bremssysteme, hieß es. Bereits im März waren entsprechende Probleme bekannt geworden und Zulieferungen von dieser Seite wohl gestoppt worden. Continental informierte etwas später dann über Rückstellungen wegen seiner Bremssysteme im mittleren 2-stelligen Millionen-Euro-Bereich. Nach den Worten von UBS-Analyst Patrick Hummel gehen die gesenkten Ziele von BMW etwa zur Hälfte auf Einmaleffekte zurück, die auf ein technisches Problem mit dem neuen integrierten Bremssystem von Continental (IBS) einhergehen. Die andere Hälfte betreffe die gedämpfte Nachfrage in China und damit das operative Geschäft des Autobauers, denn BMW hatte im Zuge der Gewinnwarnung auch China-Probleme genannt – allerdings nicht als Hauptgrund. Wie ein Unternehmenssprecher gegenüber der Bild mitteilte, betrifft das Problem unter anderem folgende BMW-Modelle: BMW 2er Active Tourer, 5er, 7er, X1, X5 und X6. Aber auch der Mini Cooper und der Mini Countryman sind betroffen, ebenso der Rolls-Royce Spectre.

Experte zweifelt an Schuldzuweisung

Über diesen starken Fokus von BMW auf die Bremssysteme wundert sich ein Börsenexperte, der nicht genannt werden will: „Es scheint, als kommen die Probleme mit Conti den Münchenern gelegen. Denn so können sie von ihrer Schwäche in China ganz gut ablenken.“ Die Probleme mit den Bremsanlagen seien aber nicht neu und Conti habe dafür Rückstellungen gebildet. Es gibt Marktteilnehmer, die mit dem Zulieferer sprechen konnten. Dort wurde gesagt, ein Großteil der Probleme seien per Software-Update lösbar. Sollte sich dies bewahrheiten, sei die Art, wie Conti nun durch BMW in den Fokus gerückt werde, nicht gerade fair. In welcher Größenordnung die von BMW gemeldeten geringeren Fahrzeugauslieferungen auf verhängte Lieferstopps zurückzuführen seien und was davon mit den allgemeinen wirtschaftlichen Problemen in China zusammenhänge, sei nach wie vor unklar. BMW ist nicht zuletzt eins der am stärksten in China engagierte Unternehmen. Diese Tatsache dürfte ein Grund dafür sein, warum die Aktie dem engsten Konkurrenten Mercedes hinterherhinkt. Es ist zwar sehr merkwürdig, so der unbekannte Experte, doch ziehen Autohersteller angesichts der hohen Lagerbestände der Händler und der Inflation nach der Pandemie Probleme mit Zulieferern einer Preissenkung vor.

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