Arachnophobie und Gaming: Neues »Call of Duty« nimmt ...
Der neue Teil der Spielereihe »Call of Duty« enthält einen Modus mit spinnenähnlichen Gegnern. Für Fans, die Headshots mögen, aber Krabbeltiere fürchten, hat sich der Hersteller etwas überlegt.
25.10.2024, 12.17 Uhr
Promobild zum Zombie-Modus von »Call of Duty Black Ops 6«: Generell nichts für schwache Nerven
Foto:Activision
Hinweis für Menschen mit Spinnenphobie: Der spinnenähnliche Gegnertyp ist in der Textmitte größer zu sehen, unter der Zwischenüberschrift »So sieht das Ganze in der Praxis aus.«
Arachnophobie, die Angst von Menschen vor Spinnen, ist vergleichsweise weitverbreitet . Das macht das Thema auch für Entwickler herausfordernd, die in Computerspielen Krabbeltiere als Gegner auftauchen lassen wollen. Immer wieder ärgern sich betroffene Gamer zum Beispiel darüber, wenn ihnen auf dem Bildschirm Riesenspinnen begegnen. Was als nette Abwechslung zu Monstern gemeint sein mag, nimmt ihnen mitunter jeglichen Spaß am Spiel.
Bereits seit vielen Jahren gibt es daher im Netz Forderungen an Studios, zumindest die Option zu bieten, Games ohne Spinnen-Konfrontationen durchspielen zu können. Für manche Spiele haben Fans sogar eigene Anti-Spinnen-Patches programmiert, die Betroffene in Foren teilen.
Die Spielhersteller selbst zeigen sich mal mehr, mal weniger offen dafür, Rücksicht auf Menschen mit Spinnenphobie zu nehmen. Das beliebte Fabrikaufbauspiel »Satisfactory« etwa bietet einen dedizierten Arachnophobie-Modus: Darin werden alle Spinnen durch Bilder von Katzen ersetzt, die bei der Attacke auf Spieler miauen . Und im Koop-Horrorspiel »Lethal Company« wird auf Wunsch statt einem Krabbeltier einfach nur Wort »Spider« angezeigt. Da wird man dann schon mal von roten Großbuchstaben gejagt .
Die Macher von »Asgard's Wrath« dagegen, einer Virtual-Reality-Spielereihe, haben bisher nicht auf Fanwünsche reagiert. Dabei sind die Begegnungen mit Spinnen in ihren Spielen besonders eindrücklich, schließlich hat man den Bildschirm hier direkt vor dem Gesicht.
Einen aus der Sicht Betroffener vorbildlichen Weg geht nun das neue »Call of Duty Black Ops 6«, das am heutigen Freitag erscheint. Der Shooter enthält einen Zombie-Modus, in dem man außer gegen klassische Untote gegen spinnenähnliche, im konkreten Fall jedoch sechsbeinige Wesen kämpft. Wie das Entwicklerstudio Treyarch in einem Blogpost erklärt , gibt es dabei von Tag eins an die Option, das Aussehen dieser speziellen Gegner zu verändern. Wie ein Vorher-Nacher-Foto zeigt, verlieren die Wesen dabei ihre Beine.
So sieht das Ganze in der Praxis aus
Spinnenähnlicher Gegnertyp aus dem neuen »Call of Duty«: Einmal mit und einmal ohne Beine
Foto: Activision / TreyarchAls fortan offenbar in der Luft schwebende Kreaturen sehen die Gegner gleich viel weniger nach Spinnen aus. Wie die jederzeit mögliche Figurenverwandlung im laufenden Spiel aussieht, ist in diesem YouTube-Video zu sehen .
Im Netz fallen die Reaktionen auf die Funktion unterschiedlich aus. Einerseits gibt es Nutzerinnen und Nutzer, die darüber witzeln, dass Treyarch ausgerechnet im Zombie-Modus Spielerinnen und Spielern einen Schrecken nehmen will. Andere wiederum amüsieren sich über das neue Aussehen der Wesen: »Ich weiß nicht, was gruseliger ist: die Spinnen oder das dämonische Spermium.« Für Menschen, die wirklich eine Spinnenphobie haben, dürfte die Änderung indes hilfreich sein.
Der SPIEGEL hatte bereits im Jahr 2011 größer über Phänomen Spinnen in Games berichtet. Damals erklärte der Phobieforscher Stephane Bouchard den auf Nichtbetroffene seltsam wirkenden Effekt, dass selbst virtuelle Spinnen echte Schreckreaktionen auslösen können, mit dem limbischen System, welches im Gehirn die Emotionen verarbeitet. »Das limbische System funktioniert nach recht einfachen Prinzipien und reagiert schneller als die Teile, die für das logische Denken zuständig sind«, sagte Bouchard damals. Werde ein Phobiker mit dem gefürchteten Reiz konfrontiert, reagiere er daher ängstlich, bevor er überhaupt darüber nachdenken könne, dass alles nur ein Spiel sei.
Ob Spielspinnen realistisch wirken oder comicartig wie in »Super Mario Galaxy«, mache nach seinen Erkenntnissen offenbar kaum einen Unterschied, so Bouchard. Selbst auf eine pinke Spinne mit blauen Flecken, die einen Hut trägt, könne ein Phobiker ängstlich reagieren, sagte der Forscher – wenn die Reize, die die Angst auslösen, trotz der Verfremdung vorhanden seien. »Bei Spinnen sind diese Reize oft der Schatten, die Beine oder das Verhalten«, berichtete Bouchard.