Bitcoin, Ether & Co.: Kryptowährungen erholen sich etwas

6 Aug 2024
Bitcoin
Bitcoin, Ether und Co. Nach Börsenbeben: Kryptowährungen erholen sich etwas

Nach einem tiefroten Start in die neue Woche steigen die Kurse von Kryptowährungen wieder. Von seinem Rekordhoch hat sich der Bitcoin dennoch weit entfernt – und auch ein Blick auf die Charttechnik stimmt pessimistisch.

In der Nacht zum Dienstag notieren Kryptowährungen ordentlich im Plus. Nachdem der weltweite Abverkauf an den Börsen die Kurse von Digitalwährungen stark nach unten gedrückt hatte, setzten sie nun zur Erholung an. Der Bitcoin gewann auf Tagessicht gut vier Prozent an Wert und stieg wieder auf zuletzt 55.500 Dollar. Bei Digitalwährungen der zweiten und dritten Reihe fiel die Erholung noch größer aus: Ether – nach Bitcoin die Nummer Zwei am Markt – gewann im selben Zeitraum gut 6,3 Prozent und Solana sogar 15,5 Prozent. Beide hatten am Vortag ordentlich an Wert verloren, in der Spitze über 20 Prozent.

Genau wie an den Aktienmärkten haben Anleger die deutlich gesunkenen Kurse offenbar als Einstiegsmöglichkeit genutzt. Und dennoch: Auf Wochensicht stehen die Kurse von Kryptowährungen immer noch im Minus. Von ihren Rekordständen haben sie sich deutlich entfernt. Der Bitcoin notiert nun gut ein Viertel darunter.

Dass die Kurse von Kryptowährungen extrem schwanken, ist nichts Neues. Solch einen Crash im zweistelligen Prozentbereich gab es aber schon lange nicht mehr. Timo Emden vom gleichnamigen Analysehaus Emden Research begründet die Talfahrt bei Bitcoin und Co. so: „Ein Cocktail der Unsicherheit, bestehend aus Rezessionssorgen und geopolitischen Unwägbarkeiten lässt Anleger Reißaus nehmen.“ Anders gesagt: Krypto-Anleger scheinen mit den Verkäufen auf die negativen Entwicklungen am Aktienmarkt zu reagieren. Aus Sorge vor einer schlechten wirtschaftlichen Entwicklung und Turbulenzen an den asiatischen Börsen haben Investoren zuletzt viele Aktien abgestoßen. Am Montag hatten die Finanzmärkte die Talfahrt aus der Vorwoche fortgesetzt, grenzten die Verluste später aber wieder ein.

Wissenswertes zum Thema Bitcoin (BTC):

Drohen weitere Kursrücksetzer?

Für Tony Sycamore, Marktanalyst bei der Tradingplattform IG, ist der Ausverkauf bei Kryptowährungen „eine große Erinnerung daran, dass Bitcoin und Krypto im Allgemeinen riskante Vermögenswerte sind und sich am äußersten Ende des Risikospektrums befinden“. In den vergangenen Monaten verzeichneten Bitcoin und Co. – abgesehen von einigen teils größeren Schwankungen – vor allem Kursgewinne. Insbesondere die Zulassung der Bitcoin-ETFs im Januar hatte dem Sektor Auftrieb verliehen. Auch die Aussicht auf wieder sinkende Zinsen, von denen Kryptowährungen tendenziell profitieren, war für viele Investoren ein Argument für weiter anziehende Kurse. Dass es auch mal wieder stärker bergab gehen kann, hatten einige Investoren wohl nicht auf dem Zettel.

Krypto-ABC: Die wichtigsten Begriffe verständlich erklärt

Altcoins

Der Fokus am Kryptomarkt liegt klar auf dem Bitcoin. Unter Altcoins versteht man Kryptowährungen, die nach der ältesten Digitalwährung erfunden wurden und eine Alternative zum Bitcoin darstellen. Beispiele dafür sind Ethereum, Cardano oder Solana.

Bitcoin

Der Bitcoin ist nicht nur die dem Volumen nach größte, sondern auch die älteste Kryptowährung der Welt. Schon im Oktober 2008 skizzierte Satoshi Nakamoto, das Pseudonym des Bitcoin-Erfinders, in einem Whitepaper mit dem Titel „A Peer-to-Peer Electronic Cash System“, wie so eine virtuelle Währung aussehen könnte. Kurz darauf, im Januar 2009, wurden die ersten Bitcoin geschürft. Weil Nakamoto unter einem Pseudonym agierte, ist bis heute unklar, wer genau den Bitcoin ins Leben gerufen hat.

Blockchain

Transaktionen von Kryptowährungen werden auf der Blockchain dokumentiert. Die Blockchain ist eine öffentliche, dezentrale Datenbank. Die Informationen werden nicht auf einem einzelnen Server, sondern auf vielen tausenden Rechnern gespeichert. „Chain“ kommt aus dem Englischen und bedeutet „Kette“.

Jede Transaktion wird in einem Block gespeichert und an eine Kette der bereits vorhandenen Datensätze angehängt. Deshalb wird die Blockchain auch digitales Kassenbuch genannt. Die gespeicherten Daten können im Nachgang nicht mehr oder nur mit Zustimmung des Netzwerkes geändert werden. So soll ein fälschungssicheres Protokoll entstehen.

Ether

Ether ist hinter dem Bitcoin die zweitgrößte Kryptowährung und basiert auf der Ethereum-Blockchain. Im Vergleich zur Bitcoin-Blockchain gilt diese als moderner und leistungsfähiger und soll in Kürze auf das energiesparendere Proof-of-Stake-Verfahren umgestellt werden. Auch Smart Contracts können über Ethereum gehandelt werden. Beliebt ist die Kryptowährung auch, weil NFTs (non fungible Token) oft auf Ethereum basieren und deshalb mit Ether bezahlt werden.

Mining

Mining ist das Erzeugen (Schürfen) neuer Coins. Bei diesem Prozess stellen Miner im Fall des Bitcoin die Rechenleistung ihrer Computer zur Verfügung, um komplexe mathematische Aufgaben zu lösen. So werden Transaktionen verifiziert und auf der Blockchain gespeichert. Die Miner werden fürs Bereitstellen der Rechenleistung mit neu generierten Bitcoin belohnt.

Bei einigen anderen Kryptowährungen basiert das Mining dagegen nicht auf Rechenleistung, sondern auf den Anteilen der Netzwerk-Teilnehmer an der jeweiligen Kryptowährung (siehe Proof of Stake). In diesem Fall wird das Mining deshalb auch oft als Staking bezeichnet. Auch dafür bekommen Teilnehmer eine Prämie, also quasi eine Art Verzinsung für ihren Anteil.

Minten

Minten bezeichnet das Erstellen eines NFTs (non fungible Token). Mit dem „Prägen“ des Bildes ist in diesem Fall das Hochladen in die Blockchain gemeint.

NFT

Die Abkürzung NFT steht für non-fungible Token, also nicht austauschbare Wertmarken. NFTs sind virtuelle Güter, die über die Blockchain gehandelt werden. Oft sind es etwa digitale Bilder oder Sammelkarten. Jeder NFT ist einzigartig. Wer einen kauft, wird in der Blockchain als Eigentümer registriert und kann so beispielsweise ein Echtheitszertifikat für ein virtuelles Bild oder ein digitales Kunstwerk vorweisen.

Proof of Work

Mit dem Proof-of-Work-Verfahren werden neue Münzen einiger Kryptowährungen wie dem Bitcoin geschaffen. Dafür stellen die Miner die Rechenleistung des Systems zur Verfügung, um komplexe Aufgaben zu lösen. Wer es zuerst schafft, die Aufgabe zu lösen, darf den Block an die Blockchain anhängen und erhält eine Belohnung in Form digitaler Münzen. Der Proof-of-Work-Ansatz gilt als besonders energieintensiv.

Proof of Stake

Einige Blockchains basieren auf dem Proof of Stake-Verfahren. Anders als bei Proof of Work werden dabei fürs Mining keine umfangreiche Hardware und große Mengen an Rechenleistung benötigt. Proof of Stake gilt daher als wesentlich energieschonender.

Statt dessen dürfen diejenigen Transaktionen und neue Coins freigeben, die einen besonders hohen Anteil an einer Kryptowährung halten. Sie werden dann Validatoren genannt. Der Prozess beruht auf einem Konsensmechanismus. Je höher der Preis, desto höher die Anzahl der Coins, um am Prozess teilzunehmen.

Smart Contracts

Smart Contracts sind virtuelle Verträge, die über die Blockchain getauscht werden. Diese treten unter bestimmten zuvor festgelegten Bedingungen selbstständig in Kraft. Insbesondere Banken und andere Finanzinstitute sehen in Smart Contracts einen großen Nutzen. Sie könnten zum Beispiel beim Börsenhandel Intermediäre – also zwischengeschaltete Stellen wie Wertpapierbroker– überflüssig machen.

Wallet

Die Wallet ist eine Art digitale Geldbörse für Kryptowährungen. Sie ermöglicht es Nutzern, Kryptoguthaben zu kaufen und zu verschicken. Es gibt mehrere Arten von Wallets. Die Hardware-Wallet ist quasi ein USB-Stick, auf dem das Kryptovermögen und die Zugänge eines Nutzers gespeichert sind. Eine Paper-Wallet wird auf Papier ausgedruckt.

Dafür wird ein QR-Code generiert, den man einscannen muss, um Transaktionen zu tätigen. Eine Software-Wallet kommt ohne externe Geräte oder Papierausdrucke aus. Hier werden die Daten in einem Computerprogramm gespeichert. Nutzer dürfen ihre Zugangsdaten nicht vergessen: Sonst bliebe ihnen der Zugriff auf ihr Kryptovermögen verwehrt.

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Wie es mittelfristig nun weitergeht, dürfte nun von der weiteren konjunkturellen Entwicklung abhängen. Weitere Kursrücksetzer sind keinesfalls ausgeschlossen, vor allem aus markttechnischen Gründen. Viele Anleger setzen eine sogenannte Stop-Loss-Order. Unterschreitet der Bitcoin diese Grenze, werden Anteile automatisch verkauft. Dies könne „einen Dominoeffekt auslösen“, warnt Analyst Emden und ergänzt: „Es besteht die Gefahr, dass kaskadenförmig Verkaufsaufträge und Liquidationen ausgelöst werden.“

Auch aus charttechnischer Sicht ist die Lage beim Bitcoin kritisch. Mehrere wichtige Unterstützungslinien hat die Kryptowährungen ohne Zwischenstopp gerissen. Nun notiert der Bitcoin knapp neun Prozent unter der wichtigen 200-Tage-Linie. Damit hat die Kryptowährung auch technisch betrachtet ihren Aufwärtstrend seit Oktober deutlich verlassen.

Hinweis: Der Artikel erschien zuerst am 5. August 2024. Wir haben ihn aktualisiert und zeigen ihn erneut.

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