Bitcoin über 69.000 Dollar: Wie geht es nach dem Rekordhoch weiter?

5 Mär 2024
Bitcoin
Kryptowährungen Kurzer Sprung über 69.000 Dollar: Wie geht es für den Bitcoin nach dem Rekordhoch weiter?

Der Bitcoin kehrt zu alter Größe zurück. Nach über zwei Jahren hat er sein bisheriges Allzeithoch gerissen. Wie es jetzt weiter geht – und ob Anleger noch in Kryptowährungen investieren sollten.

Es ist ein Meilenstein für den Bitcoin: Am 5. März hat die älteste und bekannteste Kryptowährung ein neues Rekordhoch geknackt: Erstmals sprang sie am Dienstagnachmittag über 69.000 US-Dollar – zumindest für kurze Zeit. Bereits wenige Minuten nach dem Rekordhoch ging es mit dem Kurs steil bergab. „Die Anleger versuchen nun einen Teil ihrer Gewinne zu versilbern und machen Kasse“, sagt Timo Emden vom Analysehaus Emden Research. „Die überhitzten Kurse zwingen Investoren zum Abstieg und womöglich zu einer ersten größeren Konsolidierung auf weiterhin hohem Terrain.“

Zwei Jahre hat es gedauert, bis der Bitcoin sein letztes Rekordhoch überbieten konnte. Am 10. November 2021 kostete eine Digitalmünze 68.744 Dollar, ehe der Kurs dramatisch zu fallen begann. Mit der Zinswende haben Investoren zunehmend das Interesse an spekulativen Kryptowährungen verloren, weil sichere Anlagen wie beispielsweise Anleihen wieder solide Erträge abwarfen.

Besonders einschneidend für den Kryptomarkt war jedoch ein Ereignis, das ironischerweise knapp ein Jahr nach Erreichen des damaligen Rekordhochs über die Anlegerwelt hineinbrach: die Insolvenz der einst drittgrößten Kryptobörse FTX. Der Kollaps löste eine tiefe Vertrauenskrise in den Sektor aus, die den Bitcoin-Kurs auf bis zu gut 16.000 Dollar drückte.

Hier sehen Sie den aktuellen Bitcoin-Kurs in US-Dollar und in Realtime. Der tatsächliche Wert kann daher von den im Text genannten Kursen abweichen. Zusätzlich können Sie sich auch historische Kurse und Entwicklungen in unterschiedlichen Zeiträumen, sowie den gesamten BTC-Chart anzeigen lassen.

Einige Marktbeobachter hatten den Bitcoin für tot erklärt – und lagen damit offensichtlich daneben. Nun überbieten sich Experten wieder mit Kursprognosen. Während die konservativeren Stimmen das aktuelle Kursniveau von rund 70.000 Dollar als Zielmarke fürs laufende Jahr auserkoren haben, trauen Optimisten dem Bitcoin einen Kurssprung auf ein Niveau von teils deutlich über 100.000 Dollar zu. Viele Anleger dürften sich nun fragen, ob sie nach dem starken Kursanstieg noch in den Kryptomarkt einsteigen sollten oder ob sie zu spät zur Party kommen.

Kurstreiber Bitcoin-Halving

Zunächst einmal ist es gut möglich, dass der Kurs vorerst nachgeben wird. Es ist nicht unüblich, dass neue Höchststände bei einem Vermögenswert erstmal eine Verkaufsserie auslösen. Anleger nutzen die hohen Kurse, um Gewinne mitzunehmen. Die Frage ist nur: Wie geht es danach weiter?

Seriöse Kursprognosen sind kaum möglich, weil es keine realwirtschaftlichen Fundamentaldaten gibt, anhand derer man den inneren Wert des Bitcoins identifizieren könnte. Dementsprechend lässt sich nur schwer beurteilen, inwiefern alle stützenden Faktoren bereits vollständig im Kurs eingepreist sind. Doch es gibt sehr wohl Gründe, die dafür sprechen, dass die Kurse mittel- bis langfristig weiter steigen könnten.

Schon in wenigen Wochen findet ein Ereignis statt, das für Bitcoin-Anleger von großer Bedeutung ist: das Halving. Der Bitcoin-Algorithmus regelt, dass sich das Angebot neuer Bitcoins immer weiter verknappt. Bei gleichbleibender oder gar wachsender Nachfrage würde der Bitcoin-Kurs weiter steigen.

Neue Bitcoin-Münzen entstehen durch das sogenannte Mining. Die Produzenten der Kryptowährung – die Miner – stellen Rechenleistung zur Verfügung und werden dafür im Gegenzug mit neuen Bitcoins belohnt. Etwa alle vier Jahre findet ein Halving statt, das nächste voraussichtlich am 21. April. An diesem Stichtag halbiert sich die Belohnung für die Miner von 6,25 auf nur noch 3,125 Bitcoins für jeden validierten Block in der Blockchain. Die Blockchain ist das digitale Datenprotokoll, in der sämtliche Transaktionen mit der Kryptowährung gespeichert werden.

In der noch jungen Bitcoin-Historie hatten die bislang drei vorangegangenen Halvings große Kurssprünge ausgelöst. Bis zum ersten Halving im Jahr 2012 schoss der Kurs um 3090 Prozent in die Höhe. Die Kurssteigerung bis zum darauffolgenden Halving vier Jahre später betrug sogar astronomische 25.800 Prozent. Zwischen dem zweiten und dritten Halving kletterte der Kurs 1207 Prozent nach oben. Und seit dem jüngsten Halving kurz nach dem Coronacrash im Jahr 2020 legte der Bitcoin-Kurs etwa 925 Prozent zu.

Bitcoin-ETFs ziehen Anleger an

Der Bitcoin-Kurs entsteht durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage. Und vor allem ein Faktor spricht dafür, dass der Kurs weiter anzieht: die neuen Bitcoin-ETFs. Am 10. Januar hatte die US-Börsenaufsicht SEC spezielle Bitcoin-ETFs zugelassen. Diese Indexfonds vereinfachen den Markteinstieg für Privatanleger und ermöglichen institutionellen Investoren erstmals ein Krypto-Engagement. Das Interesse an den ETFs von Anbietern wie BlackRock und Co. ist gigantisch, innerhalb weniger Wochen flossen hohe Milliardenbeträge in die neuen Investmentvehikel.

Um die Nachfrage zu stillen, müssen die Emittenten massenhaft Bitcoins einkaufen. An vielen Tagen verleiben sie sich mehr Digitalmünzen ein, als neue durch das Mining auf den Markt kommen. Die Nachfrage ist also größer als das Angebot. Nun wird diese Dynamik nur so lange anhalten, bis der Markt gesättigt ist. Je mehr Geld Anleger über die ETFs in Kryptowährungen investieren, umso stärker dürften die Anbieter auf Einkaufstour gehen. Diese Entwicklung gilt allerdings auch in die andere Richtung.

Der Bitcoin dürfte außerdem von einem dritten Einflussfaktor profitieren. Schon bald dürfte die Wende von der Zinswende beginnen. Die US-Notenbank Fed hat mehrere Zinssenkungen in diesem Jahr angekündigt. Zwei Drittel der Investoren glauben, dass die Notenbanker im Mai die geldpolitischen Zügel etwas lockern könnten. Allerdings dürfte fraglich sein, wie stark die Lockerung ausfällt. Senkt die Fed die Zinsen zu stark und zu schnell, könnte es bei der Inflation zu einem Boomerang-Effekt kommen.

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