Katholischer Bischof Bode tritt zurück

25 Mär 2023
ZDFheute

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Für seinen Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt in seinem Bistum wurde der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode heftig kritisiert. Nun ist er zurückgetreten.

Wegen persönlicher Fehler bei der Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs in seinem Bistum ist Franz-Josef Bode als erster katholischer Bischof von seinem Amt zurückgetreten.

Beitragslänge: 1 min Datum: 25.03.2023

Franz-Josef Bode ist nicht mehr länger Bischof von Osnabrück. Der Papst nahm ein Rücktrittsgesuch des 72-Jährigen, der wegen des Umgangs mit Missbrauchsfällen heftig in der Kritik steht, an. Das gab der Heilige Stuhl am Samstag bekannt. Genaue Gründe für die Entscheidung von Papst Franziskus wurden nicht genannt.

Bode wird vorgeworfen, nicht angemessen auf Missbrauchsfälle reagiert zu haben. Noch im vergangenen Jahr habe er einen Fall von sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige als "Beziehung" deklariert, warf ihm ein Betroffenenrat vor. Dieser schaltete im Dezember den Vatikan ein und erstattete dort eine kirchenrechtliche Anzeige gegen Bode. Die Haltung des Bischofs sei nach wie vor mehr täter- als opferorientiert, hieß es.

Der ZDF-Kirchenexperte Jürgen Erbacher berichtet über die Bedeutung des Rücktritts.

Beitragslänge: 1 min Datum: 25.03.2023

Bode nennt Bericht zu sexualisierter Gewalt als Rücktrittsgrund

Bode sagte, der Entschluss zum Rücktritt sei in den letzten Monaten in ihm gereift. Der 72-Jährige nannte unter anderen den im September veröffentlichten Zwischenbericht zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Osnabrück als Grund. Dieser habe ihm noch einmal deutlich seine eigenen Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen vor Augen geführt.

Gutachten erhebt Vorwürfe gegen Bischof Bode

Durch ein wissenschaftliches Gutachten der Universität Osnabrück sind vergangenes Jahr Missbrauchsfälle im Bistum bekanntgeworden. In einem Fall hatte ein Priester demnach in einer Gemeinde jahrelang einem Mädchen sexualisierte Gewalt angetan. Die Gutachter werfen Bode vor, jenem just im selben Jahr eine Leitungsfunktion in der Jugendarbeit übertragen zu haben, in dem die Betroffene den Mann beim Bischof anzeigte.

Studie zu sexualisierter Gewalt im Bistum Essen

Missbrauchstudie im Bistum Essen - Das systemische Problem der Kirche 

Eine unabhängige Studie zum Bistum Essen kommt zu dem Schluss: Missbrauch ist nicht nur ein persönliches Problem der Täter, sondern ein systemisches der Kirche.

Bode wurde mehrfach mit Rücktrittsforderungen konfrontiert, auch von Mitarbeitenden des Bistums. Der Bischof sagte, er bekenne sich ausdrücklich zu seiner Verantwortung als Bischof wie zu seinen persönlichen Fehlern: "Ich kann heute nur alle Betroffenen erneut um Verzeihung bitten!" Er hoffe, dass vor dem Hintergrund des erlittenen Vertrauensverlusts sein Rücktritt auch befreiend wirken könne.

Laut eines neuen Berichts gibt es über 400 Betroffene von sexuellem Missbrauch im Bistum Mainz. Der Mainzer Bischof Kohlgraf räumte ein Versagen der Kirche ein.

Beitragslänge: 1 min Datum: 03.03.2023

Betroffenenrat sieht "wichtiges Zeichen" in Bodes Schritt

Die katholische Reformbewegung Wir sind Kirche reagierte positiv auf Bodes Rücktritt. Bode habe mit seinem "wenn auch verspäteten" Rücktrittsgesuch einen "beispielhaften Schritt getan, der anderen Bischöfen und kirchlichen Personalverantwortlichen als Vorbild dienen muss", erklärte Wir sind Kirche.

Der norddeutsche Betroffenenrat der katholischen Bistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück bezeichnete den Rücktritt als "wichtiges Zeichen sichtbarer Verantwortungsübernahme" und "wegweisenden Schritt in die richtige Richtung".

Bätzing bedauert den Rücktritt

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, nahm den Rücktritt mit "großem Bedauern und Respekt" zur Kenntnis. "Gerne hätte ich Dich noch weitere Jahre an unserer Seite in der Deutschen Bischofskonferenz gesehen. Gleichzeitig verstehe ich Deine Entscheidung und die damit verbundenen Konsequenzen."

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