Billie Eilish stimmt Fans auf Olympia 2028 in Los Angeles ein

12. August 2024 – 10:42 Uhr

Los Angeles. Vor einem „LA 28“-Symbol spielt Billie Eilish am kalifornischen Strand, um die Fans auf die Olympischen Spiele 2028 in den USA einzustimmen. Die 22-Jährige besteht bei der offiziellen olympischen Staffelübergabe an Los Angeles locker neben so arrivierten Altstars wie den Red Hot Chili Peppers und Snoop Dogg. Das ist nicht überraschend, die Sängerin ist schließlich keine Newcomerin mehr. Superlative begleiten ihren Weg. Als erste Künstlerin gewann sie bei den Grammys alle vier Hauptkategorien, ist jüngste zweifache Oscar-Gewinnerin und jüngste Interpretin eines James-Bond-Titelsongs. Sie hortet Berge von Platin-Auszeichnungen, verkauft Millionen Alben, sammelt Milliarden Streamingaufrufe und Top-Chartplatzierungen rund um den Globus. Auch das dritte Studioalbum „Hit Me Hard and Soft“ setzt die Erfolgsserie fort. Was steckt hinter dem popkulturellen Phänomen?

Das wichtigste: Scheinbar ist nichts perfekt. Eilish zelebriert bodenständige Nähe und Authentizität. Das fängt an mit der Zahnspange, die sie zu Beginn ihrer Karriere nicht versteckt, sondern feierlich zeigt. Und setzt sich fort mit dem Bekenntnis zu eigenen Depressionen und ihren Erfahrungen mit Ghosting. Statt Glitzer ist Anti-Styling angesagt, wenn sie weite XL-Kleidung trägt und eine Spinne aus ihrem Mund krabbeln lässt. Natürlich lebt sie vegan und unterstützt die Initiative „Support And Feed“ für pflanzlich basierte Ernährung. Kalkuliert oder nicht, sie ist demonstrativ nicht der Star auf dem fernen Thron, sondern der verletzliche Star mitten unter uns.

Billie Eilish vertraut auf ihren Bruder Finneas als Produzenten

Und Billie Eilish arbeitet nicht mit irgendwelchen teuren Starproduzenten, sondern mit ihrem Bruder Finneas O’Connell als Co-Songwriter und Produzenten, der auch beim Olympia-Auftritt dabei ist. Der Sound ist so eigen wie zeitgemäß. Auf dem eher in düsteren Farben gehaltenen aktuellen Album „Hit Me Hard and Soft“ treffen Trip-Hop und Dancefloor-Tracks auf schmachtenden Dream-Pop, mischen sich Computer-Beats mit heftigen Basslines, rockenden E-Gitarren und opulenten Streicher-Arrangements. Was überladen und konstruiert wirkt, klingt am Ende doch überraschend homogen. Zuweilen schlagen die Songs willkürliche Haken, fahren abrupt in neue Richtungen. Dazu singt Billie Eilish mal flüsternd, mal kräftig und mal im Autotune-Modus verfremdet wie einst Cher.

Es geht immer wieder um Liebe und Freundschaft, die unerfüllte, bedingungslose, gefundene und verlorene. „Birds of a Feather“ ist mit der Zeile „Wenn du gehst, gehe ich auch / Und wenn ich blau anlaufe, bitte rette mich nicht“ der passende Soundtrack zur dritten Staffel der Netflix-Serie „Heartstopper“. Und „Ich könnte dieses Mädchen zum Lunch vernaschen / Ja, sie tanzt auf meiner Zunge / Schmeckt, als wäre sie die Richtige“, heißt es wenig später im tanzbaren „Lunch“, in dem Billie Eilish ihre Identität, Sexualität und Queerness thematisiert. „Dieses Lied war tatsächlich Teil dessen, was mir geholfen hat, zu dem zu werden, was ich bin“, erklärt sie in einem Interview.

Billie Eilish erzeugt Nähe in der Masse

„Schließe die Augen, atme tief durch, entspanne Dich. Du musst wissen: Du wirst geliebt, Du bist hier und heute sicher und vor allem, Du bist wichtig, so wie Du bist.“ Wenn Billie Eilish auf dem Hocker sitzend ihre Botschaft beschwört, kommt eher der Gedanke an eine intime Therapiestunde auf. Ultimative Nähe. Mitnichten: Hier sind 20.000 Fans in der O2-Arena in London, die jedes Wort aufsaugen. Im September ist es wieder so weit, dann startet die nächste Welttournee von Billie Eilish, die sie im Frühsommer 2025 auch nach Deutschland führen wird. 

Billie Eilish: „Hit me hard and soft“, Interscope Records/Universal Records.

Billie Eilish spielt „Birds of a Feather“ bei der Olympia-Abschiedsfeier:

Sehen Sie hier auf Youtube das Video zu „Chihiro“ von Billie Eilish