US-Wahl: Joe Biden laut US-Medien offen für möglichen Rückzug

19 Jul 2024

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Der US-Präsident denkt mehreren Medienberichten zufolge über einen Verzicht auf die erneute Kandidatur nach. Sein Wahlkampfteam dementiert.

19. Juli 2024, 0:30 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, Reuters, dpa, AFP, mp

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US-Präsident Joe Biden steht seit seinem verheerenden Auftritt im TV-Duell gegen Donald Trump Mitte Juni unter großem Druck. © Erin Schaff/​Getty Images

US-Präsident Joe Biden schließt einen Rückzug aus dem Präsidentschaftswahlkampf übereinstimmenden Medienberichten zufolge offenbar nicht mehr kategorisch aus. Biden nehme die Forderungen ernst, als Kandidat der Demokraten zurückzutreten, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen laut der Nachrichtenagentur Reuters. Dem Bericht zufolge gingen mehrere wichtige Vertreter der Demokraten davon aus, dass ein Ausstieg nur eine Frage der Zeit sei. 

Die ehemalige Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, sagte laut einem Bericht der Washington Post mehreren Parteifreunden, sie glaube, dass Biden recht bald davon überzeugt werden könne, aus dem Präsidentschaftsrennen auszusteigen. Sie bezweifle ernsthaft, dass er im November gewinnen könne, zitierte die Zeitung drei Politiker der Demokraten. Pelosi gilt als nach wie vor äußerst einflussreich in der Partei, ihr wird auch ein enges Verhältnis zu Biden nachgesagt. Sie hat sich öffentlich bislang zwar nicht offen gegen ihn gestellt, ihm aber auch auffallend nicht den Rücken gestärkt, sondern erkennbar ausweichend auf entsprechende Fragen reagiert.

Biden wegen Corona in Isolation

Die New York Times meldete, Biden habe aus Sicht von ihm nahestehenden Personen damit begonnen, sich mit dem Gedanken abzufinden, dass er im November möglicherweise nicht gewinnen könne und aus dem Rennen aussteigen müsse. Die Zeitung zitierte eine der Personen, die sagte, dass "die Realität Einzug hält" und es keine Überraschung wäre, wenn Biden bald zugunsten von Vizepräsidentin Kamala Harris abtrete. Eine Entscheidung sei jedoch bisher nicht gefallen, schrieb die Zeitung unter Berufung auf eine weitere Person.

Laut dem Reuters-Bericht sagte ein Insider: "Ich weiß mit Sicherheit, dass er tatsächlich in sich geht. Er denkt sehr ernsthaft darüber nach." Ein weiterer Insider bei den Demokraten sagte demnach, Biden habe nach den Rücktrittsforderungen die Zeichen der Zeit erkannt: "Es fühlt sich so an, als wäre es eine Frage des Wann, nicht Ob."

Wegen einer Coronavirus-Infektion befindet sich Biden derzeit in Isolation. Der Präsident musste deshalb mehrere Wahlkampftermine absagen.

Bidens Wahlkampfteam dementierte Erwägungen über einen möglichen Rückzug. Der stellvertretende Wahlkampfleiter Quentin Fulks sagte, der Präsident sei nicht unentschlossen und habe seine Entscheidung getroffen: "Joe Biden hat gesagt, dass er für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten kandidiert. Unsere Kampagne schreitet voran."

US-Regierung spricht von koordinierter Kampagne

Ähnlich äußerten sich laut New York Times auch Vertreter der US-Regierung. Sie sprachen demnach von einer koordinierten Kampagne bei den Demokraten, um den Druck auf Biden zu erhöhen. Sie sagten, Biden höre sich die Bedenken an und nehme sie ernst. Seine Meinung über einen Rückzug habe er jedoch nicht geändert. Er habe deutlich gemacht, dass er entschlossen sei, an der Kandidatur festzuhalten.

Biden steht wegen seines hohen Alters und Zweifeln an seiner geistigen Verfassung bei Parteifreunden in der Kritik. Nach dem Attentat auf den Republikaner Donald Trump bei einem Wahlkampfauftritt am Wochenende war die Diskussion über Bidens Kandidatur kurzzeitig in den Hintergrund gerückt, kehrte wenige Tage später aber wieder zurück.

Nach mehreren anderen weniger bekannten Parteikollegen rief inzwischen auch der prominente demokratische Abgeordnete Adam Schiff Biden öffentlich auf, sich aus dem Präsidentschaftsrennen zurückzuziehen. Schiff gilt als enger Vertrauter Pelosis.

Die Washington Post berichtete zudem, der frühere Präsident Barack Obama habe vertrauten Personen gesagt, dass Bidens Chancen auf einen Wahlsieg stark gesunken seien und dieser sein Festhalten an der Kandidatur überdenken solle.

An der Strategie des republikanischen Herausforderers würde ein Ausstieg Bidens nach Angaben eines Beraters von Trump nichts ändern. "Ob Joe Biden, Kamala Harris oder irgendein anderer radikaler liberaler Demokrat, sie alle sind verantwortlich für die Zerstörung unserer Wirtschaft und den Zerfall unserer Grenzen", sagte Jason Miller am Rande des Parteitags der Republikaner in Milwaukee.  

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