Luftschlag, zerstörtes Gebäude, Tote und Verletzte: Angriff auf ...

30 Jul 2024

Rauchschwaden steigen über dem südlichen Beirut auf. Als sich Dunst und Nebel legen, bleibt die Verwirrung groß. Hat Israel sein Ziel erreicht und den Hisbollah-Kommandanten Fuad Shukr getötet? Zunächst meldeten libanesische Medien, es sei eine Frau getötet worden, Dutzende weitere Menschen wären verletzt. Die Hisbollah meldet, Shukr sei am Leben.

Beirut - Figure 1
Foto DER SPIEGEL

Israelischen Medienberichten zufolge ist Shukr tot. Sie berufen sich auf Sicherheitskreise. Der saudische Sender Al Arabiyya meldete ebenfalls, Shukr selbst wäre bei dem Angriff umgekommen. Seine Leiche sei demnach in das Al-Rassoul Al-Azam-Krankenhaus gebracht worden. Den Bereich um das Krankenhaus hätten libanesische Sicherheitskräfte abgeriegelt. Videoaufnahmen zeigten einen Mann auf einem Bett in einer Notaufnahme. Ob Shukr wirklich dort eingeliefert wurde – tot oder lebendig – blieb am Abend unklar.

Sicherheitskräfte und Medienvertreter auf den Straßen Beiruts

Foto: Wael Hamzeh / EPA

Als gesichert gilt, dass die israelische Armee drei Tage nach dem Angriff auf die Golanhöhen einen Luftschlag im südlichen Beirut ausgeführt hat. Das Ziel: der Kommandeur der Schiitenmiliz Hisbollah, der auch den Angriff auf die von Israel besetzten Golanhöhen zu verantworten hat – Fuad Shukr.

Der Kommandeur sei für den Tod der bei dem Raketenangriff auf die drusische Ortschaft Madschdal Schams getroffenen zwölf Kinder und Jugendlichen vergangenen Samstag sowie weiterer israelischer Zivilisten verantwortlich, hieß es von dem Militär weiter.

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Israelischen Experten zufolge soll das Militär bei dem Angriff bewusst eine Rakete mit relativ geringer Sprengkraft verwendet haben. Das soll Benjamin Netanyahu persönlich angeordnet haben. So habe das Risiko ziviler Opfer möglichst gering gehalten und eine weitere Eskalation zwischen Israel und der Hisbollah vermieden werden sollen. Wie es hieß, soll er sich jedoch in dem Gebäude befunden haben, das das israelische Militär traf.

Beirut - Figure 2
Foto DER SPIEGEL

Offiziell hält sich die Hisbollah bislang bedeckt. US-Sicherheitsexperte Charles Lister zufolge ist das ein Indiz dafür, dass Shukr tatsächlich tot ist. Die Hisbollah wird aber wohl zurückschlagen. Möglicherweise, wie bei früheren Eskalationen aber erst Tage später. Aller Erfahrung nach reagiert die Hisbollah nicht direkt, sondern nach eigenem Ermessen.

Rettungskräfte suchen in den Trümmern nach weiteren Opfern

Foto: AFP

Shukr war Kommandant des Programmes für Präzisionsraketen der Hisbollah. Bislang hat die Hisbollah diese Raketen nicht verwendet. Sie verfügt jedoch über moderne Präzisionsraketen und könnte sie für einen Vergeltungsschlag gegen Israel einsetzen.

Ein mögliches Ziel für einen Gegenschlag der Hisbollah ist Haifa. Die Miliz hatte in den vergangenen Wochen durch die Veröffentlichung von Luftaufnahmen des Ortes bereits impliziert, dass Haifa, Israels drittgrößte Stadt, zum Ziel werden könnte. Ob die Hisbollah dabei Rückendeckung aus Iran erfahren wird, ist unklar. Die Terrororganisation gilt als direkte Partnerin des iranischen Regimes. Die Sicherheitsexpertin Maha Yahya geht jedoch davon aus, dass Iran sich gegen eine Eskalation zwischen Israel und der Hisbollah einsetzen wird.

Bislang war aus Iran nichts zu dem Angriff zu hören. Stattdessen bezeichnete die Hamas den Luftschlag als gefährliche Eskalation. Auch Libanons geschäftsführender Ministerpräsident Najib Mikati verurteilte die Tat als »offensichtliche israelische Aggression«.

Fuad Shukr alias Hajj Mohsin, gilt als ein hochrangiger Berater des Anführers der Terrorgruppe, Hassan Nasrallah. Laut US-Regierung ist Shukr Mitglied des höchsten militärischen Rats der Hisbollah. Er soll auch in die Planung des Anschlags auf US-Truppen in Beirut 1983 verwickelt gewesen sein. Damals starben 241 amerikanische Marines, 128 Menschen wurden verwundet. Der Anschlag war einer der verheerendsten gegen die USA der vergangenen Jahrzehnte.

Über Shukr persönlich ist wenig bekannt, nicht einmal sein Geburtsjahr ist sicher. Die US-Sicherheitsbehörden vermuten, er sei zwischen 1961 und 1962 im Libanon geboren. Auf Hinweise zu seinem Aufenthaltsort hat die US-Regierung ein Kopfgeld von bis zu fünf Millionen Dollar ausgesetzt. Sollte Israel ihn tatsächlich getötet haben, dürfte das in Washington also positiv zur Kenntnis genommen werden. Wie CNN berichtet, soll Israel die USA vor dem Schlag auch informiert haben.

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Nachdem am Samstag bei einem Raketenangriff in der drusischen Ortschaft Madschdal Schams auf den von Israel annektierten Golanhöhen mindestens zwölf Menschen getötet wurden, hatte die israelische Regierung einen Vergeltungsschlag angekündigt. Sie macht die Hisbollah für den Angriff verantwortlich. Die Schiitenmiliz wies die Schuld von sich.

Bereits seit Beginn des Gazakrieges kommt es in der israelisch-libanesischen Grenzregion immer wieder zu Konfrontationen zwischen Israels Armee und der Hisbollah. Die Schiitenmiliz handelt nach eigenen Aussagen in Solidarität mit der Hamas: Ihre Angriffe will sie erst einstellen, wenn es auch in Gaza zu einem Waffenstillstand kommt.

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