In Beirut getöteter Hamas-Anführer: Macron mahnt Israel zu ...

3 Jan 2024
Beirut

Nach der mutmaßlich von Israel veranlassten Tötung eines Hamas-Anführers in Beirut hat der französische Präsident Emmanuel Macron die israelische Regierung aufgefordert, »jedes eskalierende Verhalten, insbesondere im Libanon, zu vermeiden«. Das teilte der Élyséepalast in Paris am Dienstagabend nach einem Telefonat Macrons mit Benny Gantz, Minister in Israels Kriegskabinett, Medienberichten zufolge mit. Frankreich werde diese Botschaften der Zurückhaltung weiterhin an alle direkt oder indirekt beteiligten Akteure in dem Gebiet weitergeben, hieß es.

Der islamistischen Hamas zufolge wurde bei einer Explosion in der libanesischen Hauptstadt unter anderem der stellvertretende Leiter ihres Politbüros, Saleh al-Aruri, getötet. Die Terrororganisation gab Israel die Schuld. Auch US-Beamte vermuten Israel hinter dem Vorfall.

Die Hisbollah-Miliz kündigte daraufhin Vergeltung an und unternahm noch am Abend ihren ersten Angriff auf Israel nach dem Tod Al-Aruris. Der regelmäßige Beschuss zwischen der Hisbollah und Israels Armee nahe der Grenze hat seit Beginn des Israel-Gaza-Kriegs vor drei Monaten zugenommen. Die Hisbollah gilt als weitaus schlagkräftiger als die Hamas.

Ausgefeiltes Tunnelsystem der Hisbollah

Laut einem Medienbericht verfügt sie im Libanon auch über ein ausgefeilteres Tunnelsystem als die Hamas im Gazastreifen. Die unterirdischen Wege verliefen im Süden Libanons über Hunderte Kilometer bis zur Grenze nach Israel hinein, berichtete die Zeitung »Times of Israel« am Dienstag unter Berufung auf den Geheimdienstexperten Tal Beeri. Der Leiter des mit Sicherheitsfragen an Israels Nordgrenze befassten Alma Forschungs- und Bildungszentrums forscht nach eigenen Angaben schon seit Jahren auf Basis öffentlich zugänglicher Informationen zu dem Tunnelnetz der von Iran unterstützten Schiitenmiliz im Libanon.

Israels Armee hatte 2018 in der Operation »Nördliches Schutzschild« einen »grenzquerenden Angriffstunnel« der Hisbollah unter der israelisch-libanesischen Grenze gefunden und zerstört. »Das ist der erste Tunnel, den wir gefunden haben, (...) danach werden wir uns anderen Tunneln zuwenden, wir wissen, dass es sie gibt«, sagte damals ein Sprecher. Es gebe Tunnel, die die Hisbollah auch zum Abschuss von Präzisionswaffen nutzen könne, sagte Beeri der Zeitung. Das Tunnelsystem »ist anspruchsvoller« als das der Hamas. Die Hisbollah hat Verbindungen zur Hamas.

Israels Armee führt seit dem Massaker der Hamas und anderer Gruppen in Israel am 7. Oktober Krieg gegen die Terrororganisation im Gazastreifen. Die Hamas nutzt in dem Krieg ihr Tunnelnetz , in dem sich laut Israel etliche der Terroristen verstecken und auch Geiseln aus Israel festgehalten werden. Israels Armee hat nach eigenen Angaben einige der weit verzweigten Tunnel bereits freigelegt und zerstört. Im Zuge der sich ebenfalls zuspitzenden Lage an der Grenze zum Libanon seien nun auch wieder die Tunnel der Hisbollah im Gespräch, berichtete die Zeitung.

USA kritisieren Äußerungen zweier israelischer Minister

Die USA haben unterdessen umstrittene Äußerungen zweier israelischer Minister verurteilt, die eine Umsiedlung von Palästinensern und eine Rückkehr jüdischer Siedler in den Gazastreifen gefordert haben. US-Außenamtssprecher Matthew Miller sprach am Dienstag von einer »aufrührerischen und unverantwortlichen« Wortwahl. Er bekräftigte die »klare, konsequente und unmissverständliche« Position der USA, wonach »Gaza palästinensisches Land ist und palästinensisches Land bleiben wird, in dem die Hamas nicht mehr die Kontrolle über seine Zukunft hat und in dem keine Terrorgruppen Israel bedrohen können«.

Am Montag hatte der rechtsextreme israelische Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir gesagt, der Abzug der Palästinenser und die Wiedererrichtung israelischer Siedlungen im Gazastreifen seien »eine korrekte, gerechte, moralische und humane Lösung«. Am Sonntag hatte Finanzminister Bezalel Smotrich vorgeschlagen, Israel solle die Palästinenser in dem Gebiet »ermutigen«, in andere Länder umzusiedeln.

Israel hatte sich im Jahr 2005 nach 38 Jahren Besatzung vollständig aus dem Gazastreifen zurückgezogen. Aus dort abgehaltenen Wahlen ein Jahr später ging die islamistische Hamas als Siegerin hervor. Nach bewaffneten Auseinandersetzungen mit der rivalisierenden säkularen Fatah von Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas übernahm sie 2007 schließlich die Kontrolle über den Gazastreifen.

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