Schwaches Agrargeschäft: Bayer senkt Ausblick nach ...
Ein weiter schwaches Agrargeschäft belastet Bayer und stimmt den Konzern vorsichtiger für das laufende Jahr. Für 2024 peilt der Dax-Konzern Erlöse von 45,5 bis 47,5 Milliarden Euro sowie einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 10,0 bis 10,3 Milliarden Euro an, teilte der Konzern am Dienstag mit. Zuletzt waren noch 10,2 bis 10,8 Milliarden in Aussicht gestellt worden. Die mittlere Analystenschätzung liegt am oberen Ende des neuen Zielbereichs. Auch auf Basis konstanter Wechselkurse wurden die Leverkusener vorsichtiger für 2024.
An der Börse kam die Nachricht schlecht an. Die Aktie verliert am Vormittag in der Spitze 13 Prozent und stürzt auf bis zu 21 Euro ab. Bayer-Papiere landeten damit auf dem tiefsten Niveau seit 20 Jahren und kosteten den Dax über 20 Punkte.
Im abgelaufenen dritten Quartal sank der Umsatz im Jahresvergleich um 3,6 Prozent auf 9,97 Milliarden Euro. Ohne negative Wechselkurseffekte wäre es ein kleines Plus geworden. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging um fast 30 Prozent auf 939 Millionen Euro zurück. Unter dem Strich fiel ein Verlust von knapp 4,2 Milliarden Euro an – nach einem Minus von 4,57 Milliarden vor einem Jahr. Das abermalige Minus geht vor allem auf Abschreibungen auf die Agrarsparte zurück.
Bayer kämpft unverändert mit schwachen Geschäften in der Agrarsparte CropScience, nachdem der Leverkusener Konzern schon im vergangenen Jahr unter niedrigeren Glyphosatpreisen litt. Die Marktentwicklung sei schlechter als erwartet – insbesondere in Lateinamerika, sagte Vorstandschef Bill Anderson (58). Die Perspektiven für 2025 seien verhalten, denn regulatorische Vorschriften und Preisdruck dürften das Pflanzenschutzgeschäft belasten.
Mit Blick auf die Pharmasparte rund um rezeptpflichtige Medikamente soll indes der obere Bereich des im Sommer erhöhten Ausblicks erreicht werden. „Wir sind zufrieden mit der Entwicklung unserer Markteinführungen“, sagte Anderson. Die Umsatzzuwächse mit dem Prostatakrebsmedikament Nubeqa und Kerendia zur Behandlung der chronischen Nierenerkrankung von Diabetikern dürften sich 2025 fortsetzen.
Pharma: Umsatz von Kassenschlager fällt um ein ViertelBayer ist auf Erfolge solcher noch recht junger Medikamente angewiesen, um die fortgesetzten Umsatzerosion mit dem Kassenschlager Xarelto zumindest teilweise aufzufangen. So laufen in den verschiedenen Regionen der Welt weiterhin Patente für den Blutgerinnungshemmer aus, der Wettbewerbsdruck durch Generika nimmt zu. Der Xarelto-Umsatz fiel im dritten Quartal im Jahresvergleich denn auch um fast ein Viertel auf gut 800 Millionen Euro und damit deutlich mehr, als Analysten es erwartet hatten. Zum Vergleich: Nubeqa und Kerendia brachten es in Summe auf etwas mehr als 540 Millionen Euro.
Der seit Juni 2023 amtierende Bayer-Chef Anderson versucht auch mit einer Neuorganisation der Verwaltung und neuen Ansätzen im Umgang mit den US-Rechtsstreitigkeiten das Ruder herumzureißen.
Börsenwert verliert allein 2024 36 ProzentAllein 2024 ist der Börsenwert von Bayer nun um rund 36 Prozent auf noch gut 21 Milliarden Euro gefallen. Prozentual ist Bayer damit jetzt der größte Dax-Jahresverlierer. Vor einem ersten negativen Glyphosat-Urteil im Sommer 2018 – kurz nach Abschluss der Monsanto-Übernahme, die Andersons Vorgänger Wolfgang Baumann gegen den Widerstand vieler Investoren durchgeboxt hatte – war Bayer an der Börse noch fast 92 Milliarden Euro wert gewesen. Im April 2015 war Bayer, als der Kurs auf dem um Kapitalmaßnahmen bereinigten Rekordwert von rund 145 Euro gelegen hatte, mit einem Börsenwert von rund 120 Milliarden Euro sogar der wertvollste Konzern Deutschlands.
Unterdessen wird Wolfgang Nickl (55) wird das Finanzressort des kriselnden Konzerns länger führen als geplant. Der Aufsichtsrat habe seinen Vertrag bis zum 31. Mai 2026 verlängert, teilte der Pharma- und Agrarchemiekonzern am Dienstag ebenfalls mit. Eigentlich wollte der 55-jährige Manager, der seit Juni 2018 Finanzchef ist, bereits 2025 nach der Hauptversammlung in den Ruhestand eintreten. Bayer ist nach der 2018 erfolgten Übernahme des US-Agrarchemiekonzerns Monsanto und den daraus folgenden milliardenteuren US-Rechtsstreitigkeiten um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter hoch verschuldet.