Börse am Mittag: Bayer-Aktie stürzt nahe Zehn-Jahres-Tief

29 Jan 2024
Börse am Mittag Bayer-Aktie stürzt nahe Zehn-Jahres-Tief

Nach der starken Vorwoche gibt der deutsche Leitindex am Montag nach. Die Papiere von Bayer knicken ein, der Konzern muss eine Rekordstrafe zahlen. Die chinesischen Börsen fallen nach der Abwicklung von Immobilienriese Evergrande noch weiter.

Bayer-Aktie - Figure 1
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29.01.2024, 12.40 Uhr

Händler an der Deutschen Börse: Der Dax bleibt in Sichtweite seines Rekordhochs

Foto: Boris Roessler / dpa

Nach der jüngsten Aufwärtsbewegung hat der deutsche Aktienmarkt zu Beginn der neuen Börsenwoche nachgegeben. Der Dax gab zuletzt um 0,4 Prozent auf 16.893 Punkte nach. Am Freitag hatte das wichtigste deutsche Börsenbarometer das Rekordhoch bei knapp über 17.000 Punkten nur um 36 Zähler verfehlt, aber einen Wochengewinn von immerhin rund 2,5 Prozent geschafft. Der MDax fiel zu Wochenbeginn um 0,9 Prozent auf 25.936 Punkte. Der EuroStoxx als Leitindex der Eurozone verlor 0,1 Prozent.

Die Quartalsberichtssaison der Unternehmen kommt langsam in Schwung. So berichteten mit Stabilus und Wacker Chemie zwei Unternehmen aus dem MDax bereits vor Handelsstart über ihre jüngste Geschäftsentwicklung. In den USA legen diese Woche unter anderem die Börsenschwergewichte Microsoft, Meta, Apple, Alphabet und Amazon ihre Zahlen vor. Marktbewegende Konjunkturdaten stehen am Montag nicht auf der Agenda. Der wohl wichtigste Wochentermin steht am Mittwochabend mit der Sitzung der US-Notenbank Fed an.

Bayer zu Rekordstrafe verurteilt

Unternehmensseitig standen vor allem Bayer-Papiere im Anlegerfokus. Mit einem Betrag von 2,2 Milliarden Dollar haben US-Geschworene den Konzern zur bisher höchsten Schadenersatzzahlung in Prozessen um glyphosathaltige Unkrautvernichter verurteilt. Das Unternehmen will in Berufung gehen. Die Aktien des Agrarchemie- und Pharmakonzerns fielen zeitweise um 4,7 Prozent und drohten unter die Marke von 30 Euro zu fallen. Das wäre das tiefste Niveau seit mehr als zehn Jahren. Seit Bayer-Chef Werner Baumann im September 2016 die Übernahme von Monsanto verkündet hatte, ist der Aktienkurs von Bayer um mehr als 60 Prozent eingebrochen.

Eine schwache Nachfrage und ein Lagerbestandsabbau durch Kunden belasteten Wacker Chemie im Vorjahr deutlich. Der Umsatz fiel um 22 Prozent und der operative Gewinn (Ebitda) sogar um 60 Prozent. Damit blieb das auf die Halbleiterindustrie spezialisierte Unternehmen unter den durchschnittlichen Analystenschätzungen. Die Wacker-Papiere büßten zuletzt 0,5 Prozent ein, nachdem sie Mitte des Monats auf den niedrigsten Stand seit November 2020 gefallen waren.

Stabilus unter Druck

Der Auto- und Industriezulieferer Stabilus steigerte den Umsatz im ersten Geschäftsquartal (per Ende Dezember) um 5,1 Prozent. Dabei gingen die Erlöse in der Region Amerika aufgrund von Streiks in der US-Automobilindustrie zurück. Die operative Marge sank von 11,2 Prozent ein Jahr zuvor auf 10,9 Prozent. Die Ziele für das Gesamtjahr bestätigte das Unternehmen. Die Anteilsscheine von Stabilus fielen als schwächster MDax-Wert um 6,0 Prozent.

Die Titel von Hensoldt verteuerten sich um 4,7 Prozent. Die Analysten der Citigroup stuften die Aktien des Rüstungselektronikherstellers von "Neutral" auf "Buy" hoch und erhöhten das Kursziel auf 37,70 Euro.

Intel-Ausblick belastet Nasdaq

An den US-Börsen sind die Anleger am Freitag letztlich auf Nummer Sicher gegangen. Nach erneuten Rekorden und vor dem kommende Woche anstehenden Zinsentscheid der US-Notenbank Fed erlahmte die Kaufbereitschaft, die sich angesichts enttäuschender Intel-Nachrichten ohnehin in Grenzen hielt.

Der Leitindex Dow Jones Industrial gab nach einer erneuten Bestmarke seine Gewinne teilweise wieder ab und schloss noch 0,16 Prozent fester bei 38.109 Punkten. Auf Wochensicht schaffte er damit ein Plus von rund 0,6 Prozent. Der marktbreite S&P 500, der ebenfalls auf einen Rekord geklettert war, drehte ins Minus und verabschiedete sich 0,07 Prozent tiefer mit 4890 Punkten ins Wochenende.

Der Nasdaq 100 verlor 0,55 Prozent auf 17.421 Zähler. Im Gegensatz zu den beiden anderen Börsenbarometern enthält der von Technologiewerten dominierte Auswahlindex etliche weitere Chiptitel, die vom enttäuschenden Ausblick des Branchenriesen Intel für das laufende Quartal ebenfalls belastet wurden. Die Intel-Titel beendeten am Freitag ihren Aufwärtstrend und büßten als größter Verlierer im Dow 11,9 Prozent ein.

China schränkt Aktienhandel ein, Evergrande wird abgewickelt

Sorgen um den chinesischen Immobilienmarkt haben die Börsen in der Volksrepublik zum Wochenauftakt ins Minus gedrückt. Die Börse in Shanghai bröckelte um knapp 1 Prozent auf 2883 Punkte ab. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen verlor genauso viel auf 3304 Zähler.

Ein Gericht in Hongkong ordnete die Abwicklung des weltweit am höchsten verschuldeten chinesischen Immobilienentwicklers China Evergrande an. Das Urteil habe die Stimmung am Markt gedrückt, obwohl es nicht unerwartet gewesen sei, sagten Händler und Analysten. Es "erinnert die Investoren an den Abschwung im chinesischen Immobiliensektor", sagte Ken Cheung, leitender Devisenstratege für Asien bei der Mizuho Bank.

Außerdem bremsen neue Maßnahmen zur Stützung des Marktes die Talfahrt an den chinesischen Märkten. Die Ausleihe bestimmter Aktien, sogenannter "restricted shares", ist seit Handelsbeginn verboten.

In Tokio ging es indes nach oben. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index notierte zum Handelsschluss 0,8 Prozent höher. Der breiter gefasste Topix-Index stieg um 1,3 Prozent. Die Börsenbarometer stützte unter anderem der schwache Yen und Kursgewinne bei Aktien aus dem Energiesektor angesichts der zuletzt höheren Ölpreise.

Spannungen im Roten Meer sorgen für steigende Ölpreise

Die Ölpreise haben am Montag angesichts anhaltender Spannung im Nahen Osten weiter zugelegt. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im März 83,84 US-Dollar. Das waren 29 Cent mehr als am Freitag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 27 Cent auf 78,28 Dollar.

In der vergangenen Woche haben die Rohölpreise um etwa fünf Dollar zugelegt. Ausschlaggebend sind zunehmende Spannungen in der Region um das Rote Meer herum. Bereits am Freitag hatten jemenitische Huthi-Rebellen nach eigenen Angaben im Golf von Aden einen britischen Tanker angegriffen. In Jordanien kamen am Wochenende bei einem Drohnenangriff drei US-Soldaten ums Leben. Das Risiko einer Ausweitung des Gaza-Kriegs nimmt mit den Geschehnissen zu.

Nicht nur ist der Nahe Osten eine besonders ölreiche Region. Auch befindet sich dort mit dem Roten Meer ein wichtiger Seeweg für den Öltransport, der über den Suezkanal Asien mit Europa verbindet. Diese Transportroute wird derzeit weitgehend gemieden, weil von Iran unterstützte Huthi-Milizen immer wieder Schiffe in der Region angreifen. Die USA und Großbritannien haben mit Militärschlägen reagiert. Am Ölmarkt steigen deshalb die Risikoaufschläge.

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