USA wollen Ukraine ATACMS-Raketen liefern

22 Sep 2023
ZDFheute

USA wollen Ukraine ATACMS-Raketen liefern ZDFheute Logo

Ähnlich wie Deutschland beim Flugkörper Taurus hatten sich die USA bei den ATACMS-Raketen bisher zurückhaltend gezeigt. Nun heißt es: Washington wird die Raketen liefern.

Die USA haben der Ukraine die Lieferung von sogenannten ATACMS-Raketen zugesagt. Zu den möglichen Folgen auch für Deutschland: Elmar Theveßen und Theo Koll.

Beitragslänge: 2 min Datum: 22.09.2023

Die USA könnten der Ukraine ZDF-Informationen zufolge bald ATACMS-Raketen mit höherer Reichweite zur Verfügung stellen. Die US-Regierung werde das von Kiew geforderte Waffensystem zur Verteidigung im russischen Angriffskrieg in Kürze bereitstellen, hatten die "Washington Post" und der US-Sender NBC News am Freitag unter Berufung auf mehrere mit der Sache vertraute Quellen zuerst berichtet.

"Darüber ist die Grundsatzentscheidung gefallen", sagt ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen aus Washington. "Die USA werden diese Modelle liefern". Nach ZDF-Informationen wurden die Partner in Europa darüber bereits informiert.

Es handelt sich um eine ATACMS-Variante, die mit Streumunition bestückt werden kann. US-Präsident Joe Biden habe dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die Bereitstellung "einer kleinen Zahl" an ATACMS bereits bei seinem Besuch in Washington am Donnerstag in Aussicht gestellt.

ATACMS haben Reichweite von 300 Kilometern

Die ATACMS haben eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern und werden vom Boden auf Ziele am Boden abgefeuert - hätten also militärische und logistische Ziele im Hinterland der Front treffen können, um den Nachschub der russischen Besatzungstruppen speziell im Süden zu stören.

Mit dem System könne man "besonders effektiv die Luftabwehr auf der Krim angreifen", schätzt ZDF-Korrespondent Theveßen ein. Sein Land plane nicht, damit Moskau oder andere Ziele auf russischem Boden anzugreifen, hatte Selenskyj zuletzt versichert.

Sollte es gelingen, die Sorgen um mögliche Angriffe der Ukraine auf Russland auszuräumen, wäre „der Weg auch für die Taurus-Raketen frei“, so ZDF-Korrespondent Florian Neuhahn.

Beitragslänge: 1 min Datum: 19.09.2023

USA waren zuerst zögerlich - wie Deutschland bei Taurus-Lieferung

Von Deutschland erbittet die Ukraine ein ähnliches Waffensystem, nämlich Marschflugkörper vom Typ Taurus. Die USA hatten sich bei dem Thema bis jetzt äußerst zurückhaltend gezeigt - so wie Deutschland beim Taurus-Marschflugkörper.

Mit den Taurus-Lenkflugkörpern, die eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern haben, können Ziele weit hinter dem Frontverlauf getroffen werden. Die Bundesregierung fürchtet, die Ukraine könnte die Waffen für Angriffe auf russischem Gebiet einsetzen.

Die Infokarte zeigt die potenzielle Reichweite der deutschen Waffensysteme, die im Ukraine-Krieg eingesetzt werden. Die bereits gelieferte Panzerhaubitze 2000 hat eine Reichweite von maximal 40 Kilometern, die zugesagte Radhaubitze RCH 155 kann Ziele in bis zu 54 Kilometern Entfernung anvisieren, der Raketenwerfer Mars II hat eine Reichweite von maximal 84 Kilometern. Die von der Ukraine geforderten Marschflugkörper vom Typ Taurus können Ziele in bis zu 500 Kilometern Entfernung erreichen.

Der Druck auf Berlin werde durch die Entscheidung der USA steigen, sagt ZDF-Korrespondent Theo Koll. Jedoch müsste Deutschland für den Taurus-Einsatz eigene Geodaten liefern. "Sei es mithilfe von eigenen Experten vor Ort oder digital aus der Ferne", so Koll. Damit geriete man sehr nah an die rote Linie, selbst Konfliktpartei zu sein. "Das unterscheidet die Bundesrepublik dann auch von Briten oder Franzosen, denn Berlin bräuchte dann ein Bundestagsmandat."

Der Druck wird durch die US-Entscheidung steigen, aber nicht unbedingt die Wahrscheinlichkeit einer Taurus-Lieferung.

Theo Koll, ZDF-Korrespondent

Auf der Infografik wird der Marschflugkörper Taurus gezeigt. Die Waffe findet und zerstört ihr Ziel selbstständig. Dafür wird der Flugweg mehrere Tage vorgeplant und in der Waffe abgespeichert.

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