Syrer feiern auf der Sonnenallee mutmaßlichen Sturz von Diktator ...

18 Tage vor
Berlin-Neukölln - Syrer feiern auf der Sonnenallee Sturz von Diktator Assad

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Video: rbb24 Inforadio | 08.12.2024 | Jonas Ziegler/Veronika Streuer | Bild: dpa / Julius-Christian Schreiner

Nach fast 25 Jahren ist der syrische Diktator Baschar al-Assad gestürzt - Millionen Syrerinnen und Syrer waren ab 2011 vor dem Bürgerkrieg geflohen. In Berlin feierten Menschen am Samstagabend al-Assads Flucht, am Sonntag soll es eine Demo geben.

Parallel zum Machtwechsel in Syrien haben sich am Samstagabend in Berlin-Neukölln feiernde Menschen zu einer Demonstration versammelt. Nach Angaben des Polizeilichen Lagedienstes soll es sich zunächst um eine "relativ kleine Gruppe" von etwa 100 Menschen gehandelt haben. Besondere Vorfälle seien bislang nicht bekannt, die Versammlung sei friedlich verlaufen, hieß es weiter. Auf Flaggen war der Slogan "Free Syria" zu lesen.

Islamisten der Gruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS) haben die Einnahme der syrischen Hauptstadt Damaskus gemeldet. Der ehemalige syrische Staatspräsident Baschar al-Assad sei geflüchtet. Das russische Außenministerium bestätigte am Vormittag, Assad habe das Land verlassen. Der Einnahme von Damaskus war ein rasanter Vormarsch der islamistischen Rebellen vorangegangen, die binnen weniger Tage die Kontrolle über mehrere syrische Großstädte gewonnen hatten. Der syrische Regierungschef al-Dschalali sicherte zu, einen geordneten Machtübergang zu unterstützen [tagesschau.de].

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dpa / AP / Omar Sanadiki

tagesschau.de - Islamisten versprechen geordneten Machtwechsel Autokorso in Neukölln - Demo am Sonntag auf dem Oranienplatz

Am späten Samstagnachmittag und am Samstagabend zog ein Autokorso mit jubelnden Menschen durch Neukölln. Die Polizei berichtete von einer angezeigten Versammlung von Syrern, "die gegen das Kalifat demonstriert haben". Daran hätten sich Menschen "im mittleren dreistelligen Bereich" beteiligt. Es habe keine besonderen Vorkommnisse gegeben. Auch am Sonntag brachten Menschen in Autokorsi in Neukölln ihre Freude über den Machtwechsel in Syrien zum Ausdruck.

Am Sonntag um 13 Uhr ist eine weitere Demo unter dem Motto "Solidarität mit der syrischen Revolution" auf dem Kreuzberger Oranienplatz angemeldet, die Veranstalter rechnen mit etwa 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Auch am Sonntag feierten Menschen in Autos in Neukölln und hielten syrische Flaggen aus den Fenstern. | Bild: rbb/Tom Schneider Fast 25 Jahre lang Alleinherrscher

Der Diktator Baschar al-Assad hatte Syrien fast 25 Jahre lang autoritär beherrscht, wie zuvor bereits sein Vater - nun floh er in einem Militärflugzeug aus dem Land, über seinen Aufenthaltsort ist noch nichts bekannt.

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Zu Beginn seiner Herrschaft weckte Assad, der in England studiert hatte, Hoffnungen auf einen neuen Kurs. Doch die anfängliche Euphorie des sogenannten "Damaszener Frühlings", der kurze Zeit offenere Diskussionen erlaubte, wich bald der Rückkehr brutaler Repression. Unterstützt von Russland und Iran führte Assad ab 2011 einen Krieg gegen Rebellen, darunter mehrere radikale Dschihadisten-Gruppen - aber auch gegen die Zivilbevölkerung. Seine Armee setzte unter anderem Fassbomben und Giftgas ein. Mehr als 500.000 Menschen wurden in dem Bürgerkrieg getötet.

Infolge dessen flohen Millionen Syrerinnen und Syrer ins Ausland. Dort leben heute laut UN knapp fünf Millionen syrische Staatsbürger, der Großteil in benachbarten Ländern wie der Türkei (drei Millionen). In Deutschland lebten 2023 712.000 registrierte syrische Asylbewerberinnen und Asylbewerber. Für sie gilt derzeit grundsätzlich ein faktisches Abschiebeverbot nach Syrien, auch wenn die rechtliche Situation komplex und teilweise umstritten ist. Die Sicherheits- und Menschenrechtslage in Syrien wird weiterhin als äußerst kritisch eingestuft.

Zunächst überwiegt bei den Gegnern und Opfern des Assad-Regimes Erleichterung. Die HTS-Gruppe gibt sich nach außen hin gemäßigt - wie sehr man diesen Worten aber Glauben schenken darf, ist im Moment völlig offen. | Bild: Picture Alliance/AP/Omar Sanadiki HTS wird von westlichen Regierungen als "Terrorgruppe" eingestuft

Experten und westliche Regierungen stufen die nun offensichtlich die Macht übernehmende HTS als Terrorgruppe ein. Der Wissenschaftler Thomas Pierret von Frankreichs nationalem Forschungsinstitut CNRS beispielsweise nannte ihren Anführer Muhammad al-Dscholani einen "pragmatischen Radikalen" [tagesschau.de].

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Der Name der Gruppe HTS bedeutet übersetzt "Komitee zur Befreiung der Levante". Die Levante bezeichnet dabei die Region im östlichen Mittelmeerraum, die Syrien und die umliegenden Gebiete umfasst. Der Name spiegelt das Ziel der Gruppe wider, das Assad-Regime zu stürzen und einen sunnitischen islamischen Staat in Syrien zu errichten.

Während der de-facto-Herrschaft in der nördlichen Provinz Idlib baute HTS in den von ihr kontrollierten Gegenden eine zivile Regierung auf und richtete eine Art Staat in der Provinz Idlib ein, während sie zugleich ihre Rivalen zerschlug. HTS wurden in dieser Zeit aber auch von Bewohnern und Menschenrechtsgruppen brutales Vorgehen gegen Andersdenkende vorgeworfen - die Vereinten Nationen stufen diese als Kriegsverbrechen ein.

Sendung: rbb24 Inforadio, 08.12.2024, 11 Uhr

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