ASML: Die enttäuschenden Zahlen sind ein Dämpfer, aber kein ...

16 Okt 2024

ASML strauchelt gerade wegen Problemen bei einigen Großkunden. Vor allem bei KI-Chips ist der Zyklus in der Halbleiteindustrie aber weiterhin intakt. Ein Kommentar.

ASML - Figure 1
Foto WirtschaftsWoche

Mehr durch Zufall schockte der niederländische Chipausrüster ASML am Dienstagabend die Börsen weltweit: Durch ein Datenleck veröffentlichte der größte Techkonzern Europas seine Quartalszahlen einen Tag zu früh – mit schlechten Nachrichten für Investoren: „Wir erwarten, dass unser Gesamtumsatz im Jahr 2025 auf eine Spanne zwischen 30 und 35 Milliarden Euro anwachsen wird“, ließ sich Konzernchef Christophe Fouquet in der Mitteilung zitieren. 

Ursprünglich hatte ASML auf einem Investorentag im Jahr 2022 zwischen 30 und 40 Milliarden Euro für das kommende Jahr in Aussicht gestellt. Die reduzierte Umsatzprognose schickte die Aktie der Niederländer um 15 Prozent in die Tiefe. Der drastische Abschlag der Börsianer markiert allerdings nur einen Dämpfer, keinen Rückschlag für die Chipindustrie insgesamt. Denn der Boom etwa durch Künstliche Intelligenz (KI) ist weiterhin ungebrochen.

Das zeigen zum einen die Kurse anderer Chiphersteller, die sich im Vorfeld der überraschend durchgesickerten ASML-Zahlen seit längerem im Höhenflug befinden. Der auf KI-Chips spezialisierte US-Hersteller Nvidia etwa näherte sich erst am Dienstag seinem Allzeithoch, weil Konzernchef Jensen Huang über eine hohe Kauflaune bei seinem neuesten Grafikprozessor berichtet hatte. Zuvor hatte auch der taiwanesische Chipauftragsfertiger TSMC von einer anhaltend hohe Nachfrage nach KI-Produkten berichtet. 

Riesige Erwartung im Halbleitersektor

Der Einbruch von ASML ist also vor allem ein Indiz der riesigen Erwartungen, die im Halbleitersektor insgesamt stecken. Auch ASML-Chef Fouquet geht selber davon aus, dass der Zyklus bei KI intakt ist: „Während es im Bereich der Künstlichen Intelligenz weiterhin starke Entwicklungen und Aufwärtspotenziale gibt, dauert die Erholung in anderen Marktsegmenten länger“, so der ASML-Chef in der Quartalsmitteilung.

Vor allem ein Konzern ist hier gemeint: Der strauchelnde US-Halbleiterkonzern Intel, der wegen anhaltender Schwäche sparen muss. Erst Mitte September hatte Intel seine Pläne für ein neues Chipwerk in Magdeburg auf Eis gelegt; 30 Milliarden Euro wollten die Amerikaner in Sachsen-Anhalt investieren. 

Hier fehlen nun auch Ausgaben für die Maschinen von ASML. Immerhin war Intel der erste Kunde der zweiten Generation der EUV-Belichtungsmaschinen der Niederländer, die pro Stück rund 400 Millionen Euro kosten. Die aktuelle ASML-Schwäche hängt also eher mit den Problemen dieses Großkunden zusammen, als mit drohenden Rückschlägen im Halbleitergeschäft insgesamt. 

Lesen Sie auch: Quartalszahlen bei ASML enttäuschen – Aktienkurs bricht ein

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