ASML-Aktie -20%: Ist das die Chance für einen Kauf?
Nachdem die ASML-Aktie (WKN: A1J4U4) bereits am gestrigen Dienstag um 16% einbrach, taucht das Papier des Chipmaschinenherstellers auch am Mittwochmorgen um über 5% ab. Was steckt hinter dem dramatischen Crash und sollten Anleger jetzt zugreifen?
Auftragseingang und Prognose enttäuschen...Auslöser des Crashs der ASML-Aktie waren sowohl der Auftragseingang im abgelaufenen Quartal als auch die Prognose für das kommende Jahr. Bei beiden Zahlen verfehlte der niederländische Konzern meilenweit die Markterwartungen.
Im dritten Quartal gingen bei ASML lediglich Bestellungen im Wert von 2,6 Milliarden € ein. Analysten hatten mit 5,4 Milliarden €, also mehr als dem Doppelten gerechnet. ASML-Chef Fouquet erklärte, dass die Erholung des Chipmarktes langsamer als erwartet verlaufe.
Deshalb sah sich der Konzern auch genötigt, die Prognose für das Jahr 2025 anzupassen. Statt wie bisher mit einem Jahresumsatz von 30 bis 40 Milliarden € rechnet ASML nun nur noch mit einem Umsatz zwischen 30 und 35 Milliarden €. Analysten gingen bislang von 36 Milliarden € aus.
Auch die Bruttomarge korrigierte der Halbleiterindustriezulieferer von 54 bis 56% auf 51 bis 53% nach unten. Die Markterwartung lag zuvor bei 54%.
...Umsatz und Gewinn hingegen nichtDie Quartalszahlen selbst sahen gar nicht mal so schlecht aus. Im dritten Quartal erwirtschaftete ASML einen Umsatz in Höhe von 7,5 Milliarden € und übertraf damit die Erwartungen der Experten.
Trotz eines leichten Rückgangs lag auch die Bruttomarge von knapp 51% über den Markterwartungen. Auch der Gewinn von 2,1 Milliarden € übertraf die Konsensschätzung der Analysten.
Die Talfahrt geht weiterDas Chartbild der ASML-Aktie hat sich aufgrund des Kurssturzes dramatisch verschlechtert. Durch den Kursanstieg der letzten vier Wochen schien der Mitte Juli begonnene Abwärtstrend des Tech-Werts bereits gebrochen.
Doch nun setzt ASML die Talfahrt beschleunigt fort. Kurzfristig droht sogar ein Kursrücksetzer auf den Support bei 600 €.
Eine klassische ÜberreaktionDie ASML-Aktie hat innerhalb der letzten drei Monate fast 40% an Wert eingebüßt. Kursstürze in dieser Größenordnung, noch dazu bei einem etablierten Unternehmen machen mich als Analyst und Investor immer stutzig.
Hand aufs Herz, was ist hier passiert? ASML hat im best case seine Umsatzprognose um 12,5% zurückgenommen. Die Korrektur der mittleren Bruttomargenprognose liegt bei gerade mal 5,5%. Das soll einen Kurssturz von 20% innerhalb von zwei Tagen rechtfertigen?
In meinen Augen drückt der Markt die ASML-Aktie gerade viel zu tief in den Kurskeller. Ich glaube, es handelt sich um eine klassische Überreaktion.
Meiner Einschätzung nach hat das ASML-Management alle schlechten Nachrichten am gestrigen Tag geliefert und sich damit Spielraum für good news in den kommenden Quartalen geschaffen. An der positiven Dynamik der Chipindustrie hat sich in meinen Augen rein gar nichts geändert.
Angetrieben von der enormen Nachfrage nach KI-Hochleistungschips müssen TSMC, Intel & Co. massiv in den Ausbau und das Upgrade ihrer Kapazitäten investieren. Und da führt kein Weg an ASML vorbei. Die Niederländer dominieren den Markt für moderne Lithografiemaschinen. Bei den modernsten EUV-Maschinen sind sie sogar Monopolist.
Ich kann Anlegern deshalb nur raten, bei diesem Kursniveau in die ASML-Aktie einzusteigen. Ich selbst habe die Aktien seit vielen Jahren im Portfolio und werde keinesfalls aussteigen. Die mittel- bis langfristigen Perspektiven sind nach wie vor ausgezeichnet. Da sollte man nicht nervös werden, nur weil sich Aufträge um ein paar Monate nach hin verschieben.
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Interessenkonflikt: Der Autor hält Aktien des besprochenen Unternehmens ASML. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor beabsichtigt, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.
Peter Wolf-Karnitschnig
Peter beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit den internationalen Finanzmärkten. Schon während seines Studiums der Internationalen Wirtschaftswissenschaften stieg er in den Aktienhandel ein. Seit mehreren Jahren teilt Peter als Finanzredakteur sein persönliches Know-how vor allem in den Sektoren Technologie, Internet und Biotech.
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