Apple Vision Pro und Neuheiten von der WWDC 2023: Apple läutet ...

6 Jun 2023

Zum Auftakt der diesjährigen WWDC hat Apple vom "Beginn einer neuen Ära" gesprochen – und sollte das mit einem neuen Produkt beweisen. Mit der Vision Pro, einer Mixed-Reality-Brille, zeigte das Unternehmen, was nach dem Smartphone kommen könnte.

Apple - Figure 1
Foto STERN.de

Es werde ein "historischer Tag" – so vollmundig läutete Tim Cook heute die Auftakt-Keynote der Apple Entwicklermesse WWDC ein. Und tatsächlich hatte der Konzern extrem viel auf dem Zettel. Die wichtigste Neuerung: das Produkt, das endlich das iPhone ablösen soll.

Was lange vor der Weltöffentlichkeit verborgen blieb, wurde heute erstmals enthüllt. Die Vision Pro ist eine sogenannten Mixed-Reality-Brille, kann also die echte Welt mit virtuellen Inhalten erweitern. Die Brille verbindet, anders als etwa die Brillen von Meta, die reale Welt und legt ein Bild darüber. Das erlaubt es nicht nur zu spielen oder Filme zu schauen, sondern auch zu arbeiten, Videoanrufe zu führen oder Kollegen in den Raum zu holen. Damit auch die Träger nicht aus dem Raum genommen werden, zeigt Apple ihr Gesicht auf einem Außendisplay an. Gesteuert wird die Vision Pro mit den Augen und den Händen, Texte lassen sich aber auch ganz normal mit einer Tastatur eingeben.

Ein Computerinterface wie im Film

Die Brille verändert grundlegend die Art, wie man einen Computer benutzt. Apple spricht, in Anlehnung an die Computer- und mobile Revolution, von "Spatial Computing", also Rechnern, die den Raum benutzen. Besonderer Fokus Apples liegt dabei auf der Kollaboration. Sind zwei Brillenträger im Raum, können sie ihre digitalen Dokumente einfach auf den Tisch legen – und dann gemeinsam an ihren arbeiten. Auch Meetings mit Videoanrufen werden in der Brille angezeigt, die Stimmen der Teilnehmer kommen dann aus der Richtung, in der man ihre Gesichter sieht.

Die Brille unterstützt auch vollkommen normale Apps wie Safari und zeigt die Fenster direkt vor dem Auge an. Nur: Man kann sie in 3D im Raum anordnen, auf Wunsch die Umgebung ein- oder ausblenden. Letzteres ist natürlich vor allem bei Filmen interessant, wenn man sich auf einen einzigen Inhalt konzentrieren will. Streamingdienste wie Apple TV+ und Netflix werden unterstützt, 3D-Filme werden sogar in 3D angezeigt. Eine Zusammenarbeit mit Disney soll völlig neue Erfahrungen bieten.

WWDC 2023

Vision Pro-Brille, Macbooks, Super-Mac und viel Software  – die WWDC 2023 in Bildern

Mit den inkludierten 3D-Kameras auf der Außenseite erlaubt die Brille als erstes Apple-Produkt, Aufnahmen in 3D zu erstellen und in der Brille wieder abzuspielen. Dabei wird auch der Klang Dank Spatial Audio in 3D erfasst. Und dann sind da natürlich noch die Spiele. Zunächst sollen 100 Spiele von Apple Arcade unterstützt werden. Der Plan dürfte aber noch weiter gehen. Mit neuen Tools will Apple es noch leichter machen, Spiele für Apple-Geräte zu portieren. Dabei dürfte auch die Brille eine extrem attraktive Plattform sein.

Ansonsten legt Apple viel Wert darauf, dass die Brille die Träger nicht aus dem Raum entfernt. Man sieht seine Umgebung die ganze Zeit. Und kommt eine andere Person in den Raum, zeigt die Brille auch die Augen des Trägers nach außen an. Mehrere Kameras auf der Außenseite und Infrarot-Scanner im Innern messen die Umgebung und die Augenbewegung.

"Das komplexeste Produkt, das wir je geschaffen haben"

Technisch ist die Brille laut Apple "das komplexeste Produkt, das wir je geschaffen haben". Die drei Hauptteile – die Technik, das Kopfband und die Gesichtsmulde – werden in verschiedenen Größen angeboten. Für Brillenträger werden von Zeiss entwickelte Einsätze angeboten, die magnetisch eingesetzt werden. Um Gewicht um den Kopf einzusparen, ist das Akkupack extern mit einem Kabel verbunden und wird einfach in die Tasche gesteckt. Ohne Steckdose soll die Laufzeit der externen Batterie bei rund zwei Stunden liegen. 

Apple - Figure 2
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Das Display ist schlicht beeindruckend. Die beiden Micro-LED-Bildschirme sind so scharf, dass sie 64 Pixel auf der Fläche eines iPhone-Pixels unterbringt. So kommt die Brille auf 23 Millionen Pixel. Und bietet echtes 4K und HDR. Der bekannte M2-Chip arbeitet gemeinsam mit dem extra entwickelten R1-Chip zusammen, um eine vollkommen flüssige Darstellung zu garantieren. So erreichen die Chips extrem scharfe Kanten von Schriften und nur 12 Millisekunden Verzögerung, um die von anderen Brillen bekannten Probleme mit Seekrankheit zu vermeiden.

Apple ist sich der Tragweite seiner Neuerung durchaus bewusst: Die Brille sei nur der Start einer komplett neuen Plattform, hieß es auf der Bühne selbstbewusst. Die Brille sei das persönlichste Gerät, dass der Konzern je gebaut habe. Das volle Potenzial von Augmented Reality hatte Tim Cook schon in der Vergangenheit mehrfach betont. Die Technology könne so groß werden wie das iPhone, betonte er in der Vergangenheit. Bedenkt man, was für ein Aufschlag schon das erste Modell ist, kann man sich das durchaus vorstellen.

Im Mainstream wird die Brille allerdings nicht so schnell landen. Der Preis von 3499 US-Dollar ist eine große Hürde – und die Brille erscheint erst "Anfang des nächsten Jahres", vorerst nur in den USA.

WWDC Pflichtprogramm: neue Macbooks und der Abschied von Intel

Bevor es zur Kür kam, war aber erstmal das Pflichtprogramm dran. Gleich zu Anfang gab es neue Hardware im Portfolio. Das Macbook Air gibt es nun zum ersten Mal als Modell in 15 Zoll. Trotzdem ist es nur 11,5 Millimeter dick, das Gewicht ist mit 1,5 Kilogramm ebenfalls beeindruckend gering. Das Retina-Display ist genau 15,3 Zoll groß, bietet bis zu 500 Nits Helligkeit. Betrieben wird es mit dem letzten Jahr vorgestellten M2-Chip. Wie das kleine Macbook Air verzichtet Apple vollständig auf Lüfter. Der Preis liegt bei 1599 Euro, bestellbar ist es ab sofort. Für einige ältere Modelle wurde der Preis gesenkt, das Macbook Air mit M1-Chip fängt preislich jetzt bei 1199 Euro an.

Auch der Desktop-Rechner Mac Studio wird aufgefrischt. Zum ersten Mal seit der Vorstellung vor zwei Jahren bekommt er einen neuen Chip, den M2 Max. Und zum ersten Mal gibt es den neuen M2 Ultra, schlicht aus zwei M2-Max-Chips besteht. Je nach Anwendung soll dieser bis zu 50 Prozent schneller als ein M1 Ultra sein. 

Schlusslicht der Mac-Neuvorstellungen – und den endgültigen Abschied von Intel – bildet der neue Mac Pro. Apple ist dem "Käsereiben"-Design treu geblieben, aber stellt den Profi-Mac jetzt auch auf M-Chips um. Der Rechner ist der einzige vollmodulare Rechner von Apple und richtet sich damit vor allem an Profis, die ab und an Komponenten tauschen wollen. Den Rechner gibt es nur mit dem M2 Ultra, preislich geht es bei 8299 Euro los. Wer alles reinwirft, darunter auch ein Apple M2 Ultra mit 24‑Core CPU, 76‑Core GPU und 32‑Core Neural Engine sowie 192 Gigabyte Arbeitsspeicher, landet knapp über 14.000 Euro.

iOS, iPadOS, watchOS: Software-Updates für nahezu alle Plattformen

Weil es sich bei der WWDC um eine Entwicklermesse handelt, standen natürlich allerlei neue Betriebssysteme auf dem Programm. Von iOS 17, watchOS 10, iPadOS 17, AppleTV bis zum neuen macOS Sonoma hat der Konzern seinen Systemen Unmengen neue Features spendiert. Den größten Umbau gibt es für die Apple Watch. Apple ändert grundlegend, wie man Informationen zu sehen bekommt. Scrollt man das Uhrrad in einem beliebigen Watchface, erscheinen nun Widgets mit den wichtigsten Informationen. Viele der Apps wurden ebenfalls umgebaut. Und natürlich gibt es neue Watchfaces, etwa mit Snoopy.

Zusätzlich gibt es viele neue Funktionen, um die Gesundheitsfunktionen der Uhr noch weiter auszubauen. Neu ist etwa die Mental Health App, in der man seine mentale Gesundheit tracken kann und Tipps erhält. Die Uhr achtet dann zum Beispiel automatisch darauf, dass man genügend Tageslicht bekommt.

Auf iPhone und iPad fallen die Änderungen eher moderat aus. Die größte Neuerung ist sicher die Überarbeitung der Telefon-App. Zum ersten Mal kann man selbst einstellen, wie man bei anderen angezeigt werden will, wenn man sie anruft. Dazu kann man seine "Karte" in zahlreichen Varianten anpassen. Auch andere Telefon-Funktionen wurden überarbeitet: Sprachnachrichten werden auf Wunsch transkribiert, sodass man sie nicht mehr anhören muss, Facetime erlaubt künftig Videonachrichten, wenn man nicht ans Telefon geht.

Neue Funktionen

iOS 16: Diese 10 spannenden iPhone-Features hat Apple gut versteckt

Via Airdrop kann man bald seine Visitenkarte durch Berührung mit der iPhones teilen, für die Tastatur soll es eine deutlich überarbeitete Autokorrektur geben. 

Es gibt auch eine neue App. Die Journal-App soll Erinnerungen noch leichter wiedererlebbar machen. Sie funktioniert ähnlich wie die Erinnerungen der Foto-App, umfasst aber viel mehr Daten, wie Musik oder Sport – wenn die Nutzer das wollen. 

Sehr interessant ist auch der neue Stand-By-Modus. Das ist eine neue Ansicht auf dem Sperrbildschirm, wenn das iPhone beim Laden auf die Seite gelegt wird. Ähnlich wie eine Amazon Echo Show, geht sie durch Bilder und zeigt Informationen an. Wird es dunkel, passt sich die Anzeige an und dimmt das Licht. 

Das macOS namens Sonoma besticht derweil durch Widgets auf dem Finder, mehr Funktionen für Videokonferenzen und einen stark überarbeiteten Safari-Browser. 

Auch die Airpods bekommen ein Update

Selbst die Airpods bekamen auf der WWDC 2023 ein wenig Aufmerksamkeit. Mit "Adaptive Audio", also einem angepassten Transparenz-Modus, hört man etwa eine Fahrradklingel, obwohl man den Verkehrslärm unterdrückt. Die Lautstärke lernt mit der Zeit, wie man sie mag und passt sich automatisch an. Zudem soll künftig der Wechsel zwischen Geräten endlich besser und schneller funktionieren.

ch

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