"Caren Miosga": Annalena Baerbock kritisiert den Papst
"Caren Miosga" "Was hat er sich dabei gedacht?": Baerbock kritisiert Papst und warnt vor Putins "Zermürbungstaktik"
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock war zu Gast in der Talkshow von Caren Miosga
© photothek / Imago Images
von Simone Deckner
11.03.2024, 07:16 3 Min.
Die deutsche Außenministerin hat bei "Caren Miosga" wenig Verständnis für die Aussage des Papstes gezeigt, dass die Ukraine "die weiße Fahne" hissen solle. Auch zu Wladimir Putin fand sie klare Worte.
Mit dem Kopf durch die Wand wollen, Alleingänge starten, die Pläne anderer abwatschen – all das sind nicht gerade Eigenschaften, die man sich von einer deutschen Außenministerin wünscht. "Putins Krieg und Deutschlands Rolle": Wie undiplomatisch können sie sein, Frau Baerbock?", provozierte Caren Miosga am Sonntagabend in ihrem Polit-Talk die Grüne dennoch – wohl in der Hoffnung, ihr Aussagen zu entlocken, die zuvor nicht bereits nach allen Seiten hin abgesichert wurden.
Einmal verlässt die die Außenministerin dann tatsächlich das sichere diplomatische Parkett. Und zwar, als es um die jüngsten Äußerungen des Papstes zum Ukraine-Krieg geht. Franziskus wird in einem vorab veröffentlichten Interview des Schweizer Fernsehens mit den Worten zitiert, die Ukraine solle "den Mut zur weißen Fahne" und zu Verhandlungen mit Russland haben, bevor die Situation noch weiter eskaliere, sprich: Die Ukraine solle sich ergeben.
"Da frage ich mich wirklich, was er sich dabei gedacht hat", kommentiert Baerbock die umstrittene Aussage des Pontifex, "ich verstehe es nicht". Dann berichtet sie davon, wie ein 16-jähriges Mädchen sie bei ihrem letzten Ukraine-Besuch beschworen habe, Putin bitte nicht nachzugeben. Die Schülerin wurde mit ihren Klassenkameraden verschleppt, erst nach monatelangen Versuchen gelang ihre Befreiung, viele ihrer Mitschüler befinden sich jedoch noch immer in Russland: "Da frage ich mich: Wo ist da der Papst?"
Zu Gast bei Caren Miosga waren:
Mit einem Russland unter Putin werde es leider „auf absehbare Zeit keine Sicherheit geben“, so Baerbock. Die Grüne warnte vor der „Zermürbungtaktik“ des Kreml-Chefs: Dazu zählte sie Fake-News-Kampagnen („Russische Bots behaupten immer wieder, ich sei eine Prostituierte“) ebenso wie das Schüren von Angst durch Atombomben-Drohungen. Der russische Außenminister Sergej Lawrow verlasse ja mittlerweile den Raum, wenn sie spreche, so Caren Miosga. Neulich sei er sitzen geblieben bei ihrer Rede, entgegnet Baerbock, aber: „Man darf seine Lügen nicht stehen lassen.“ Darum tue die Ampel-Regierung seit zwei Jahren „alles, dass dieser Krieg zu Ende geht.“
Baerbock bei Caren Miosga: „Putin spielt mit unserer Angst“Wirklich alles? Die Moderatorin geht noch einmal auf die Debatte um die Taurus-Marschflugkörper zurück, inklusive Abhörskandal und Kanzler-Machtwort. Miosga zu Baerbock: „Sie wissen sich diplomatisch auszudrücken, aber wir wissen alle, dass sie eigentlich dafür sind“ – anders als Bundeskanzler Olaf Scholz, der sich gegen eine Lieferung der Waffen aussprach. Der Leiter des Moskauer "Zeit"-Büros, Michael Thumann kritisiert das, nennt es ein „Syndrom der Ausschließeritis“: „Warum schließt der Kanzler Taurus gleich aus? Wieso lassen wir die nicht ein bisschen schwitzen?“, fragt er.
Annalena Baerbock kann dem Gedanken, etwas uneindeutiger zu agieren, offensichtlich etwas abgewinnen. „Putin spielt mit unserer Angst. Wenn er genau weiß, wovor wir Angst haben, ist es natürlich ein sehr einfaches Spiel“, so Baerbock. Sie plädiert dafür, die leidvollen Erfahrungen anderer Nationen mit Russland – etwa der baltische Staaten – zu nutzen: „Gewisse psychologische Kriegsspielchen sind präsenter, da müssen wir von anderen lernen“, so die Außenministerin.
Die finnische Sicherheitsexpertin Minna Ålander erläutert, dass der Abhörskandal rund um Taurus in ihrer Heimat Finnland mit großer Verwunderung wahrgenommen wurde. Es sei schon „peinlich“ gewesen: von der Kommunikation über eine ungeschützte Leitung bis zur Verwendung von Klarnamen und -orten. In Sachen hybrider Kriegsführung sieht auch die deutsche Außenministerin noch Nachholbedarf.
Thema bei "Caren Miosga": Was passiert bei Sieg von Trump?Zuletzt wirft Caren Miosga noch einen Ausblick auf die US-Wahlen und will angesichts der verstörenden Äußerung von Donald Trump, er werde Russland ermutigen, mit der Nato zu machen „was er wolle“ von Annalena Baerbock wissen: „Wie schwer fällt es ihnen, da keine Wahlkampfempfehlung abzugeben?“ Sie wisse nicht, ob Trump oder Biden am Ende vorn sein werden, so Baerbock, „aber wir arbeiten unglaublich gut mit der Biden-Administration zusammen und es wichtig, dass wir das weiter tun.“ Sie hätte es sich auch nicht vorstellen können, „dass ich als grüne Außenminiserin so viel auf Nato-Treffen bin“, sagt Baerbock, „aber das Wichtigste ist, dass wir geschlossen auftreten.“
Miosgas letzte kleine Provokation pariert die Außenministerin dann wieder ganz diplomatisch: Wieder geht es um die USA, dieses Mal aber um Baerbocks Parteikollegen Robert Habeck. Der hatte vor Studierenden die US-Regierung kritisiert und dabei herzhaft geflucht („Solve the fucking problems!") Ob sie da nicht „ein bisschen neidisch“ sei, hatte die Moderatorin gefragt. Nein, Neid komme bei ihr nicht auf, so Baerbock lächelnd, „wir haben nach seiner Rückkehr gleich telefoniert, aber über andere Dinge gesprochen.“
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