Fußballfans verlassen Amsterdam nach antisemitischen Übergriffen

3 Tage vor
Amsterdam
Antisemitische Angriffe in Amsterdam Fans zurück in Israel - Debatte über Versäumnisse

Stand: 09.11.2024 14:21 Uhr

Nach den Angriffen auf jüdische Fußballfans in Amsterdam will die Politik die antisemitischen Vorfälle untersuchen. Wurden Warnungen nicht ernst genommen? Fans wurden mit Sonderflügen nach Israel gebracht.

Die Angriffe auf israelische Fußballfans in Amsterdam haben international Entsetzen und Empörung ausgelöst. Nun sind einige Anhänger mit Sonderflügen in die Heimat zurückgekehrt. Etwa 3.000 Anhänger des Klubs Maccabi Tel Aviv werden ausgeflogen.

Israelische Gesellschaften hätten heute zunächst vier Flüge ermöglicht, obwohl sie sich normalerweise an die traditionelle jüdische Sabbatruhe von Freitag- bis Samstagabend halten, meldete die niederländische Nachrichtenagentur ANP unter Berufung auf die israelische Botschaft in Den Haag. Auch für Sonntag sind Flüge geplant. 

Bis zu 30 Menschen verletzt

Vorwiegend jugendliche Täter hatten am Rande des Europa-League-Spiels zwischen Maccabi Tel Aviv und Ajax Amsterdam aktiv und zielgerichtet Jagd auf Israelis gemacht. Bei den Attacken waren nach Behördenangaben 20 bis 30 Menschen verletzt worden, die meisten leicht. Fünf von ihnen wurden in Krankenhäusern behandelt, aber am Freitag wieder entlassen. 

Die Staatsanwaltschaft erklärte, mutmaßliche Täter würden mit aller Härte des Gesetzes verfolgt. Insgesamt waren zunächst 63 Menschen festgenommen worden. Die meisten wurden inzwischen wieder auf freien Fuß gesetzt, lediglich vier Tatverdächtige befinden sich noch in Polizeigewahrsam.

Vorfälle sollen untersucht werden

"Eine Untersuchung über mögliche Warnzeichen aus Israel wird noch durchgeführt", schrieb Justizminister David van Weel in einem Brief an das Parlament. Es werde auch untersucht, ob es sich um gezielte, organisierte Angriffe handele. Als Folge der Ausschreitungen sind in Amsterdam an diesem Wochenende Demonstrationen verboten worden. Die Polizei ist zudem ermächtigt, Verdächtige anzuhalten und zu durchsuchen. Amsterdams Bürgermeisterin Femke Halsema kündigte strenge Sicherheitsmaßnahmen an, um Juden in Amsterdam zu schützen. 

Das Fußballspiel in Amsterdam war angesichts der politischen Spannungen im Nahen Osten als Risikospiel eingestuft worden. Etwa 800 Beamte waren im Einsatz. Die Polizei wies darauf hin, dass auch Fans des israelischen Klubs randaliert und provoziert hätten. So hätten sie palästinensische Flaggen verbrannt sowie beleidigende Parolen gerufen. Das sei allerdings in keinerlei Hinsicht eine Entschuldigung für die antisemitischen Attacken, betonte die Amsterdamer Bürgermeisterin Femke Halsema.

Die katholische Kirche in den Niederlanden verurteilte die Ausschreitungen: "Wir sind darüber schockiert. Jede Form von Antisemitismus und Hass auf 'den Anderen' ist eine schwere Sünde gegen unseren Schöpfer und fügt unserem Nächsten großes Unrecht zu", heißt es in einer Mitteilung der niederländischen Bischofskonferenz.

Entschuldigung bei Israels Präsident

Auch der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof hatte die antisemitischen Angriffe auf israelische Bürger verurteilt. König Willem-Alexander entschuldigte sich in einem Telefonat mit Israels Staatspräsident Izchak Herzog für die Taten: "Wir haben die jüdische Gemeinde im Zweiten Weltkrieg im Stich gelassen. Und letzte Nacht haben wir sie erneut im Stich gelassen", sagte er laut einer Mitteilung des Königshauses.

Seit 1933 flohen viele europäische Juden nach Amsterdam. Von den rund 80.000 Juden überlebten nach Angaben jüdischer Organisationen in den Niederlanden nur 10.000 die Nazi-Herrschaft.

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