Alice Weidel ist AfD-Kanzlerkandidatin
Stand: 08.12.2024, 12:27 Uhr
Von: Laura May
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Alice Weidel ist offiziell die Kanzlerkandidatin der AfD für die Bundestagswahl 2025 an. In einer Rede erläuterte sie ihre Ziele.
Berlin – Deutschlands Rechtspopulisten träumen von der Regierungsmacht in der Bundesrepublik und nominieren erstmals eine eigene Kanzlerkandidatin. Parteiikone Alice Weidel soll die AfD in die anstehende Bundestagswahl führen, wie der AfD-Bundesvorstand und die Landesvorsitzenden der Partei nach Angaben von Teilnehmern in Berlin einstimmig beschlossen.
„Heute ist ein großer Tag für die Partei und ein großer Tag für Deutschland“, sagte Weidel bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit ihrem Co-Parteivorsitzenden Tino Chrupalla. Man sei in den Umfragen an zweiter Stelle und leite daraus einen Regierungsauftrag ab, fügte Weidel hinzu. Man wolle Deutschland wieder nach vorne bringen. Chrupalla sprach von einem historischen Tag und einem „Wahlkampf als Mannschaft mit einer Stürmerin“.
Weidel will bei Bundestagswahl 2025 mit den Themen Migration und Innere Sicherheit punktenWenige Tage vor Weidels Nominierung hatte die AfD den Entwurf eines Wahlprogramms vorgelegt, der stark nationalistische Töne anschlägt: Die AfD will raus aus EU und Eurozone, fordert eine strikte Anti-Migrationspolitik, plädiert für eine Wiederannäherung an Russland und will das Recht auf Abtreibung einschränken.
Außerdem will Weidel traditionelle Familienmodelle stärken, obwohl sie selbst in einer lesbischen Partnerschaft mit der Schweizer Filmproduzentin Sarah Bossard lebt. Als offen homosexuelle Politikerin, die mit ihrer Lebenspartnerin zwei Söhne großzieht, ist Weidel in ihrer Partei eine Ausnahmeerscheinung.
Alice Weidel ist AfD-Kanzlerkandidatin bei der Bundestagswahl 2025. © TOBIAS SCHWARZDie promovierte Volkswirtin Weidel trat im Gründungsjahr 2013 in die AfD ein. Seit 2015 ist sie im Vorstand und seit Juni 2022 Ko-Parteivorsitzende. Bereits seit 2017 leitet sie die Fraktion im Bundestag – von 2021 an zusammen mit Chrupalla. Weidel profilierte sich innerhalb der AfD vor allem mit den Themen Migration und Innere Sicherheit.
Bundestagswahl 2025: Alice Weidel ist die erste Kanzlerkandidatin der AfDEs ist das erste Mal in der fast zwölfjährigen Geschichte der AfD, dass sie einen Kanzlerkandidaten benennt. Weidel hatte die Pläne auf Nachfrage in einem Interview im Sommer 2023 bekanntgegeben, als ihre Partei wegen deutlich gestiegener Umfragewerte zusehends in den Fokus rückte.
Die Delegierten des AfD-Bundesparteitags Mitte Januar in Riesa müssen Weidels Kanzlerkandidatur noch bestätigen, dies gilt jedoch als Formsache. Bei früheren Bundestagswahlen hatte die AfD auf die Aufstellung eines eigenen Kanzlerkandidaten verzichtet. Weidel war aber schon zwei Mal Teil eines Spitzenkandidaten-Duos für Bundestagswahlen: 2017 mit Alexander Gauland und 2021 mit Ko-Parteichef Tino Chrupalla.
Chrupalla verzichtet zugunsten von Weidel auf Kanzlerkandidatur für die AfD bei der Bundestagswahl 2025Chrupalla hatte im September seinen Verzicht auf eine Kanzlerkandidatur erklärt und Weidel seine Unterstützung zugesagt. Am Samstag sagte Chrupalla zur künftigen Rollenverteilung: „Wir sehen uns als Mannschaft mit einer Stürmerin und dem Bundessprecher Tino Chrupalla als Libero.“ Als „Libero“ wolle er dazu beitragen, „dass unsere Stürmerin so viele Tore wie möglich erzielt“. Laut Chrupalla wurde Weidel im Vorstand mit der Unterstützung aller Landesvorsitzenden zur Kandidatin gekürt.
Bundesweit liegt die AfD aktuell zwischen 18 und 19 Prozent an zweiter Stelle hinter der Union mit 32 bis 33 Prozent. Nach dem Ampel-Aus ist für den 23. Februar eine vorgezogene Neuwahl des Bundestags geplant.
Da im Bundestag keine Mehrheiten für eine AfD-Kanzlerin oder einen AfD-Kanzler in Sicht sind, hat die Kandidatur Weidels vor allem symbolischen Charakter. Ein Kanzlerkandidat kann mehr mediale Aufmerksamkeit auf sich ziehen und eventuell auch mehr Anhänger mobilisieren. (lm/dpa/afp)