ATP Finals in Turin: Zverev entzaubert »Spiderman«
Alexander Zverev schrie die Freude nach seinem Sieg heraus und ließ sich vom frenetischen Turiner Publikum feiern: Mit einer beeindruckenden Vorstellung hat Deutschlands Tennisstar als Gruppensieger das Halbfinale der ATP Finals erreicht und den spanischen Wimbledon-Sieger Carlos Alcaraz entzaubert.
Der Hamburger revanchierte sich beim zuletzt gesundheitlich angeschlagenen Topstar für die bittere Niederlage im French-Open-Finale Anfang Juni und untermauerte durch das 7:6 (7:5), 6:4 seine Titelambitionen beim Saisonfinale der besten acht Tennisprofis mit Nachdruck.
»Es war ein unglaublich hohes Level. Bei manchen Punkte dachte ich, er ist Spiderman«, sagte Zverev im Interview auf dem Court: »Ich bin sehr glücklich über den Sieg und den Halbfinaleinzug.« Bei seiner siebten Teilnahme an den Finals spielte der Turniersieger von 2018 und 2021 dazu erstmals eine perfekte Gruppenphase mit drei Siegen aus drei Spielen.
Alexander Zverev überzeugte mit herausragenden Schlägen
Foto: Alessandro Di Marco / EPAIm Halbfinale am Samstag bekommt es Zverev nun mit seinem »Angstgegner« Taylor Fritz (USA) zu tun, gegen den er in diesem Jahr in Wimbledon und bei den US Open ausgeschieden war. Zverev geht nach seinen bisher herausragenden Leistungen in Turin aber mit großem Selbstvertrauen in die Partie gegen den Weltranglistenfünften.
Gegen den viermaligen Grand-Slam-Sieger Alcaraz, der erneut mit einem pinken Nasenpflaster spielte, war es für Zverev der sechste Sieg im elften Aufeinandertreffen. Weil der Norweger Casper Ruud 6:4, 5:7, 6:2 über Andrej Rublew triumphierte, ist Alcaraz ausgeschieden.
Zverev präsentiert sich vor dem verdienten Urlaub auf den Malediven in beeindruckender Spätform. Der Erfolg gegen Alcaraz wird ihm auch in Hinblick auf das kommende Jahr und seine Jagd nach einem Grand-Slam-Titel Rückenwind geben – gegen die absolute Elite hatte er in den jüngeren Vergangenheit nur selten gut ausgesehen.
Für den Olympiasieger von Tokio wäre ein dritter Triumph beim Saisonfinale das Highlight einer komplizierten Saison mit vielen Höhen und Tiefen. Seine persönliche Saisonbestmarke baute er auf nun 69 Siege aus, kein Spieler auf der Tour hat mehr Partien in diesem Jahr gewonnen – den deutschen Rekord von Michael Stich (76 Siege) aus dem Jahr 1993 wird er jedoch nicht mehr erreichen.
Er wolle »einfach alles geben«, hatte Zverev vor seinem mit Spannung erwarteten letzten Gruppenspiel gesagt, der Hamburger ging nach seinen dominanten Siegen gegen den Russen Andrej Rublew und Casper Ruud aus Norwegen mit breiter Brust in die Partie. Beide Spieler legten am Freitag einen nervösen Start hin.
Zverev ließ beim ersten Aufschlagspiel von Alcaraz zwei Breakbälle ungenutzt, beim darauffolgenden Service des fehlerhaft agierenden Spaniers sogar vier. In der Folge ergaben sich keine weiteren Breakchancen, ehe Zverev beim Stand von 6:5 einen Satzball bekam – und auch diesen nicht nutzte. Erst im packenden Tiebreak mit teils herausragenden Schläge beider Spieler packte Zverev zu und schnappte sich Satz eins – der Halbfinaleinzug des Deutschen stand dadurch bereits fest.
Im zweiten Durchgang gelang ihm sofort das Break, wenig später wehrte er zwei Breakbälle des Spaniers erfolgreich ab und ließ sich dann nicht mehr aufhalten. Nach rund zwei Stunden Spielzeit nutzte er seinen ersten Matchball zum Sieg.