Malu Dreyers Nachfolger: Alexander Schweitzer wird ...

Alexander Schweitzer

Alexander Schweitzer ist ein ungewöhnlicher Sozialdemokrat. Auf seiner Handyhülle ist ein Bild des britischen Staatsmannes Winston Churchill, dazu der Satz „Never surrender“, nie aufgeben. Schweitzer nennt den kauzigen Churchill gerne als Vorbild. Nicht gerade ein sozialdemokratischer Posterboy. Aber das ist Schweitzer auch nicht.

Wenn er nun Anfang Juli zum Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz und Nachfolger von Malu Dreyer gewählt werden soll, dann hat das viel mit seiner Ausdauer zu tun. Damit, dass er nicht aufgegeben hat.

Er war nicht der Favorit von Dreyer und den Führungszirkeln der SPD, das war Innenminister Michael Ebling, zuvor Oberbürgermeister von Mainz. Schweitzer genießt durch unablässige Parteiarbeit und starke Vernetzung den Rückhalt der Basis, was letztlich den Ausschlag für die Nachfolge gegeben haben dürfte. Das merkt man bei jüngsten SPD-Parteitagen, bei denen es meist Schweitzer war, der die Delegierten zu packen bekam.

Ein Veganer, der seine Dienstlimousine selbst fährt

Schweitzer stammt aus der Pfalz, Wahlkreis Südliche Weinstraße. Einst hat er dort den Wahlkampf von Kurt Beck, dem damaligen Ministerpräsidenten, betreut. Von Beck hat er viel über Politik gelernt. Schweitzer beherzigt den Leitspruch „Nah bei de Leut“ sein zu müssen wie kaum ein anderer. An Wochenenden sitzt er selbst am Steuer seiner Dienstlimousine und fährt von Termin zu Termin. Hier ein Grußwort, dort eine kleine Rede. Schweitzer ist seit einigen Jahren Veganer, was nicht gerade in die Pfalz zu passen scheint. Er selbst macht daraus keine große Sache, die Pfälzer auch nicht.

So beliebt Schweitzer an der Basis ist, so misstrauisch verfolgen ihn Wegbegleiter im Kabinett und im Landtag. Er gilt als taktisch versiert, durchaus zur Attacke fähig. Auf manche wirkt seine Größe von 2,06 Metern einschüchternd. Mit Anfang 30 wurde der Jurist Landtagsabgeordneter, dann Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Generalsekretär der SPD und Fraktionsvorsitzender im rheinland-pfälzischen Landtag von 2014 bis 2021.

Seinen Wechsel an die Spitze des neu geschaffenen Ministeriums für Arbeit, Soziales, Digitalisierung und Transformation deuteten manche als Rückschritt, sein direkter politischer Einfluss nahm ab. Dreyer soll ihn aber gebeten haben, in dem Ressort neue Akzente in einem für die SPD wichtigen Feld zu setzen. Außerdem konnte Schweitzer, der vor allem parlamentarische Erfahrung hatte, zeigen, dass er ein großes Haus leiten kann.

Nach seiner Wahl zum Ministerpräsidenten beginnt für Schweitzer die Arbeit. Die SPD liegt derzeit in Umfragen weit hinter der CDU, mehr als zehn Prozentpunkte. Im März 2026 findet die Landtagswahl statt. Nicht viel Zeit, um sich im Amt zu profilieren.

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