Streit um Jagdtrophäen: Botswana will 20.000 Elefanten an ...

Der Chobe-Nationalpark im Norden von Botswana beheimatet schätzungsweise 80.000 Elefanten. Wenn zu Beginn der Regenzeit im November die große Wanderung der Tiere ansteht, reihen sich die Dickhäuter bis an den Horizont. Botswana im südlichen Afrika hat nach Angaben der Regierung in der Hauptstadt Gaborone 130.000 Elefanten und damit die größte Elefantenpopulation in ganz Afrika. Doch nun will der Präsident des Landes 20.000 Elefanten nach Deutschland schicken. Warum?

Bundesumweltministerin Steffi Lemke von den Grünen hatte auf eine CSU-Anfrage im Februar durch ihre Staatssekretärin verlauten lassen, dass sie sich für eine Verschärfung des EU-Rechts einsetze, um die Einfuhr von Jagdtrophäen geschützter Arten zu reduzieren oder gar zu verbieten. Die Nachricht sorgte zunächst nicht für weiteres Medieninteresse, machte aber eine beachtliche Medienkarriere, die nun zu diplomatischen Verstimmungen geführt hat.

Zuerst griff das Fachportal „Pirsch“ die geplante Verschärfung auf, danach die „Bild“-Zeitung, die den namibischen Umweltminister Pohamba Shifeta Ende Februar zu Wort kommen ließ. Er warf seiner deutschen Amtskollegin in einem Schreiben ein „einseitiges, widerrechtliches und neokoloniales Verhalten“ vor. Nun hat sich der Präsident von Botswana, Mokgweetsi Masisi, eingeschaltet. Gegenüber der „Bild“ machte er folgendes Angebot: „20.000 wilde Elefanten für Deutschland. Das ist kein Scherz.“ Das Geschenk sei ihm todernst, „wir akzeptieren kein Nein“. Die Deutschen sollten „so mit den Tieren zusammenleben, wie ihr es uns vorzuschreiben versucht“, sagte Masisi dem Blatt.

Auch andere Länder bekommen Elefanten aus Botswana

Tatsächlich machen Elefanten dem Land, das im Süden an Südafrika und im Westen an Namibia grenzt, Sorgen. Die Rede ist von Überpopulation, weshalb ein 2014 verhängtes Jagdverbot fünf Jahre später wieder abgeschafft wurde. Die Regierung in Gaborone versprach 2019, dass die Jagd nur verantwortungsvoll und „ethisch“ erlaubt werde.

1979 soll es Schätzungen zufolge noch 1,3 Millionen Elefanten auf dem Kontinent gegeben haben. Der Bestand hat sich mittlerweile und nach Angaben von Tierschützern auf etwa ein Viertel minimiert. Für Botswana war der Elefant damals ein wichtiges Wahlkampfthema gewesen; es hieß, seine stetig wachsende Population bringe ein „ökologisches Ungleichgewicht“ mit sich. Zuletzt hatte Botswana daher schon 8000 Tiere an das Nachbarland Angola abgegeben. Mosambik müsse sein Kontingent noch abholen, heißt es.

In seinem Land würden Menschen von Elefanten angegriffen und totgetreten, Dörfer verwüstet und Ernten vernichtet, sagte Präsident Masisi. Jagd sei ein wichtiges Mittel, den Bestand zu regulieren. Bedingung für die Übersiedlung sei, dass die Elefanten in Deutschland in freier Wildbahn leben und sie abgeholt würden. Er wolle „herausfinden, wie es Frau Lemke damit ergeht“, sagte der Präsident.

Dass die deutsche Ministerin die Einfuhr von Jagd-Trophäen verbieten wolle, fördere Armut und Wilderei in Botswana und schade dem Land, meint der Präsident. In dem afrikanischen Land, das flächenmäßig etwas größer als Frankreich ist, leben rund 2,6 Millionen Menschen. Es wird immer wieder als Musterdemokratie auf dem Kontinent gelobt, nicht zuletzt auch deshalb, weil die Erträge aus Rohstoffen in Investitionen fließen, die der botswanischen Gesellschaft zugute kommen. Der Präsident von Botswana hat die Grünen-Politikerin Lemke nun abermals in sein Land eingeladen, damit sie sich persönlich den Wildtierschutz ansehen kann. Für Deutschland würde sich eine ganz andere Frage stellen, sollte das Geschenk angenommen werden: die des Transports von 20.000 Elefanten über 8000 Kilometer Luftlinie.

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten
Die beliebtesten Nachrichten der Woche