Weil Deutschland nicht mehr attraktiv sei: Logistik-Firma setzt auf ...

29 Tage vor

Marcello Danieli und seine Firma Harder Logistics leben davon, dass Unternehmen umziehen, sich erweitern oder neue Niederlassungen aufbauen. Seine Arbeit kann wohl ein Gradmesser sein für die wirtschaftliche Aktivität im Land. Wenn das Geschäft brummt, kann das zwei Dinge bedeuten: Entweder die Wirtschaft in Deutschland floriert, weil die Firmen einen großen Erweiterungsdruck haben. Oder das genaue Gegenteil: Die Wirtschaft in Deutschland schwächelt. Dann investieren die Firmen eher im Ausland oder verlassen sogar das Land. Gerade zeigt sich vor allem der zweite Fall.

Deutschland - Figure 1
Foto Schwäbische

Harder Logistics hat 2023 mal wieder einen neuen Gewinnrekord verzeichnet. Allein am Standort Neu-Ulm erzielte die Firma einen Jahresumsatz von mehr als zehn Millionen Euro. Zufrieden ist Geschäftsführer Marcello Danieli aber nicht. Der wirtschaftliche Erfolg der vergangenen Jahre sei ein schlechtes Vorzeichen für die Entwicklung Deutschlands. „Wir sägen an unserem eigenen Ast“, sagt er. Und dann zählt er eine ganze Reihe an Firmen auf, für die seine Firma den Umzug ins Ausland organisiert hat. Wie etwa den Fischkonservenproduzent Hawesta, der von einer thailändischen Firma übernommen wurde.

Darüber klagt der Firmenchef

Deutschland habe für viele Firmen längst an Attraktivität eingebüßt, davon ist Danieli überzeugt. Die Ursachen dafür seien hinlänglich bekannt: „Fachkräftemangel, Energiekosten, Bürokratie und Steuerlast“, zählt er auf. Und dass er dabei ein wenig klingt, wie ein Verbandsfunktionär kommt vielleicht nicht ungefähr. Denn Danieli ist auch Vorstandssprecher des Clubs der Industrie, einem Verein von regionalen Unternehmen im Raum Ulm und Neu-Ulm. Ihm sei es wichtig, „politisch neutral“ zu sein. Von politisch extremen Meinungen distanziert er sich ausdrücklich.

Deutschland - Figure 2
Foto Schwäbische

Empfohlene Artikel

Doch klar sei für ihn auch, dass die Politik die Rahmenbedingungen für Unternehmen verbessern müsse. Noch kommen rund 90 Prozent seiner Auftraggeber aus Deutschland. Darunter sind auch Aufträge von öffentlicher Hand wie die Sana-Klinik, die bereits 2022 innerhalb von Biberach umgezogen ist oder Umzug des Ulmer Museums. „Wir erwarten aber, dass wir unsere Erträge in den nächsten drei bis fünf Jahren nicht mehr in Deutschland erzielen werden“, sagt Danieli. Künftig soll bis zu 50 Prozent des Umsatzes mit ausländischen Auftraggebern erzielt werden. „Dazu sind wir wohl gezwungen“, erklärt Danieli. Anders könne das Unternehmen in der Zukunft kaum mehr wachsen.

Welche Länder spannend sind für die Firma

Und die Vorbereitungen für die „Internationalisierung“ laufen bereits. Bereits bei aktuellen Projekten geht es zum Beispiel um Verlagerungen von Ungarn nach Malaysia, von Schweden in die Türkei oder von Japan nach Italien. Im Fokus habe das Unternehmen vor allem die „wachstumsstarken G20-Staaten“, heißt es in einer Pressemitteilung. Dazu zählen etwa die Türkei, Mexiko, USA aber auch Australien und Saudi-Arabien. „Schlusslicht Deutschland mit einem Negativwachstum von 0,1 Prozent“ im Jahr 2023 könne „kein Wachstumsmotor mehr“ für das Geschäft der Firma sein.

Deutschland - Figure 3
Foto Schwäbische

Rund 30 Fahrzeuge umfasst der Fuhrpark von Harder Logistics am Standort in Neu-Ulm. (Foto: Harder Logistics Privat)

Neben bestehenden Niederlassungen wie etwa in Bulgarien will die Firma weitere Standorte aufbauen. Geplant sei laut Danieli ein Büro in Mexiko City, das innerhalb der nächsten Jahre entstehen soll.

Unternehmensnachfolger steht in den Startlöchern

Auch wenn der Fokus der Geschäfte auf dem Ausland liegt, stellt Danieli auch klar, dass er nicht am Standort in Neu-Ulm rütteln möchte. Deutlich zeigt das auch der Erweiterungsbau, der derzeit im Neu-Ulmer Gewerbegebiet Riffelbank entsteht. Im Sommer beginnt dafür der zweite Bauabschnitt, der allein rund zehn Millionen Euro kostet.

Wir sägen an unserem eigenen Ast.

Marcello Danieli

Und auch die Unternehmensnachfolge ist offenbar gesichert: Harder Logistics hat bereits bekannt gegeben, dass Junior Johannes Danieli in den Startlöchern steht. Der 30-Jährige arbeitet bereits als Projektleiter im Unternehmen. Und sein 61-jähriger Vater Marcello Danieli glaubt, dass die Internationalisierung der einzige Weg ist, um das Unternehmen fit zu machen für die Zukunft.

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten